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Haben die USA gerade ihre Allianz mit Saudi Arabien gekündigt?

23.10.2014  |  Jochen Stanzl
Die Dollarfakturierung, also die Inrechnungstellung von Käufen von Rohöl in der amerikanischen Währung, erhob den Greenback nach dem Zweiten Weltkrieg zur Weltreservewährung und hält ihn bis heute in dieser Position, obwohl es zahlreiche Versuche gab, ihn von diesem Thron zu stürzen.

Alan Greenspan sagte in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender NBC im August 2011:"Die Vereinigten Staaten können jegliche Schulden begleichen, da sie Geld drucken können, um das zu tun."

Nur das Land, das die Weltreservewährung hat, kann sich solche Aussprüche leisten. Jedes andere Land muss sich der Weltreservewährung beugen, da es sich in ihr verschulden muss. Zwar kann die argentinische Regierung sagen: Wir verschulden uns im Peso. Es wird aber keine Käufer für seine Staatsanleihen finden. Deshalb wird Argentinien nun auch nach amerikanischer Rechtsprechung an einem amerikanischen Gericht für seinen Zahlungsausfall verantwortlich gemacht.

Sicherlich versucht die argentinische Regierung, dies als unfair darzustellen. Die USA können sich ihrer Position aber sicher sein, schließlich haben sie die Weltreservewährung, und nicht Argentinien.

Der amerikanische Buchautor Jim Rickards wirft in einem neuen Interview eine interessante These auf: US-Präsident Barack Obama könnte die Allianz mit Saudi Arabien um den Ölpreis gekündigt haben. Schon heute verkaufe Saudi Arabien mehr Erdöl nach China als in die USA. Irgendwann könnte Saudi Arabien also auch den Yuan akzeptieren, wenn die Chinesen ihr Öl einkaufen. Damit steht der Petrodollar erneut unter Beschuss, so seine These.

Hier muss man jedoch unterscheiden. Wenn sich ein Land entscheidet, den Handel von Erdöl in anderen Währungen abzuwickeln ist dies nicht gleichbedeutend damit, eine Währung gegen eine andere Währung als Reserve auszutauschen. Es gibt einen Unterschied zwischen Handelswährung auf der einen Seite und Reservewährung auf der anderen.

Dass die USA sich fast folgenlos verschulden können liegt vor allem daran, dass ausländische Zentralbanken den US-Dollar als sicher ansehen und ihre Überschüsse in amerikanischen Staatsanleihen "ansparen" - wer wie der Ölstaat Nigeria über seine Banken Chinesen oder Indern Konten in Yuan und Rupie anbietet weicht grundsätzlich nicht von diesem Grundsatz ab.

Eine weitaus schlüssigere Interpretation des offensichtlich absichtlich fallen gelassenen Ölpreises ist, dass Washingtons Masterplan dem Schutz dieses Grundsatzes dient. Russland und andere Supermächte sollen davon abgehalten werden, sich ihren Teil aus dem Nahen und Mittleren Osten zu schneiden, der enorme Energieressourcen bietet. Der Krieg im Nahen und Mittleren Osten ist mit dem Truppenabzug der Amerikaner aus dem Irak also nicht beendet.

Er hält unvermindert an - nur mit dem Unterschied, dass er der US-Wirtschaft aufgrund ihrer weitest gehenden und wachsenden Unabhängigkeit von Ölimporten aus der Region weniger schaden werden. In dieser Situation befindet sich die Eurozone nicht. Leider tun unsere Politiker so, als wären wir in der Position, die auch die USA genießen. Das ist ein Fehler.


© Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de / Godmode-Trader.de
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