• Mittwoch, 16 April 2025
  • 22:39 Frankfurt
  • 21:39 London
  • 16:39 New York
  • 16:39 Toronto
  • 13:39 Vancouver
  • 06:39 Sydney

Tiberius Rohstoff-Research: Kommentar März 2014

11.04.2014
Relative Stärke der Agrarrohstoffe im ersten Quartal 2014

Um Agrarrohstoffe wurden in den letzten Jahren vehemente Diskussionen geführt, die sich um Verteilungseffekte zwischen Produzenten und Konsumenten und den Einfluss spekulativer Marktteilnehmer auf die Preisbildung drehten. Wir wollen diese Diskussion an dieser Stelle nicht aufgreifen, da diese Fragen viel zu komplex sind, um sie in einem kurzen Marktkommentar abzuhandeln. Fakt ist, dass es im Jahr 2013 um die Agrarrohstoffe ruhig geworden war, da viele Agrarmärkte ein Überangebot zu verzeichnen hatten, was eine anhaltende Preisbaisse (Mais, Weizen, Sojabohnenöl, Kaffee, Zucker) nach sich zog.

Fakt ist auch, dass die Agrarmärkte im ersten Quartal 2014 zu den stärksten Rohstoffgewinnern gehörten und Rohstoffstrategien, die auf Agrarrohstoffe verzichteten, keine gute Diversifikation zu den im ersten Quartal 2014 schwächelnden Aktienmärkten boten. Die Märkte für Industrierohstoffe konnten im ersten Quartal 2014 keine positive Performance vorweisen. Die Petroleummärkte (Rohöl, Heizöl, Benzin) fluktuierten trotz positiver Roll-Renditen um die Nulllinie, die Industriemetalle verzeichneten in der Summe eine leicht negative Performance. Lediglich die Edelmetalle - vor allem Gold - verbuchten ein kleines Kursplus, was nach den vorangegangenen starken Verlusten im Jahr 2014 jedoch wenig mehr sein dürfte alseine technische Erholung in einer übergeordneten Bodenbildung.

Die von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) als spekulativ eingruppierten Markt teilnehmer (Non Commercials) haben in den letzten Monaten mit Ausnahme von Industriemetallen in allen größeren Rohstoffmärkten wieder substanzielle Nettokaufpositionen aufgebaut. Dieses Kaufinteresse führte bei den Petroleumkontrakten, Erdgas und den Edelmetalllen jedoch nicht zu einem nachhaltigen Preisanstieg - ein Hinweis auf eine ausreichende Angebotsdynamik und Lagerhaltung in diesen Märkten. Ganz anders verlief die Entwicklung bei den Agrarrohstoffen. Auch hier gab es einen markanten Anstieg der spekulativen Nettokaufpositionen, überwiegend jedoch durch das Schließen von Short-Positionen im Zuge eines Preisanstiegs und technischer Kaufsignale.

Diese wurden durch Angebotseinbußen infolge von Wetterereignissen und Krankheiten (Kaffee, Zucker, Weizen, Baumwolle, Magere Schweine, eingeschränkt Sojabohnen), durch überraschend hohe US-Exporte (Sojabohnen, Weizen, Mais) und teilweise durch geopolitische Befürchtungen (Mais, Weizen) ausgelöst. Wir haben in unserem letzten Marktkommentar erörtert, dass diese Faktoren unserer Meinung nach keinen nachhaltigen Preisanstieg begründen können.


Bullishe Nachrichten bei Agrarrohstoffen sind bereits eingepreist

Bei den Getreiden waren es vor allem die hohen US-Exporte, die für Preisdruck nach oben sorgten. Die US-Sojabohnenexporte lagen im Marketingjahr 2013/14 deutlich höher als wir dies in unserem Kapitalmarktausblick 2014 angenommen hatten. Insbesondere China importierte nach den bereits sehr hohen Importen aus Brasilien im Sommer 2013 auch deutlich mehr US-Sojabohnen. Die Lieferungen von US-Sojabohnen sind zu einem guten Teil schon erfolgt (40,5 Millionen Tonnen per 27. März 2014), sodass für die Kündigung von Exportvereinbarungen (Cancellations) nur noch 4 Millionen Tonnen verbleiben.

Angesichts der Backwardation bei Sojabohnen gehen wir davon aus, dass diese Vereinbarungen tatsächlich zu 60% gekündigt und in das neue Marketingjahr 2014/15 verschoben werden. Dennoch wird das USDA in dem am 9. April 2014 veröffentlichten World Agricultural Supply and Demand Estimates Report (WASDE) die US-Exporte von Sojabohnen vermutlich noch einmal um 0,55 Millionen Tonnen nach oben korrigieren müssen. Das US Stocks to Use Ratio bliebe mit diesen Zahlen unter 5%. Gleichzeitig fällt die brasilianische Sojabohnenernte, die in diesen Tagen eingebracht wird, mit rund 86 Millionen Tonnen etwas geringer aus, als ursprünglich angenommen (90 Millionen Tonnen). Diese Nachrichten sind vom Markt ab er bereits weitgehend antizipiert, sodass eine positive Preisresonanz bei Sojabohnenpreisen um 1.500 US-Cent je Scheffel daraus nicht mehr abgeleitet werden kann.

Bei Weizen war es die Trockenheit in den südwestlichen Anbauregionen in den USA und Australien, die die Preisaussichten beflügelte. Regenfälle in den US-Anbauregionen im April können hier jedoch noch Abhilfe schaffen, eine immanente Knappheit von US-Weizen ist nicht gegeben. Bei Mais überraschten die Exportzahlen positiv, sodass das USDA das US Stocks to Use Ratio zum Ende des Marketingjahres 2013/14 von 15,5% (WASDE Mai 2013) auf 10,9% (WASDE März 2014) revidierte.

Im Vergleich zu den Vorjahren befinden sich dieUS-Lagerbestände jedoch auf deutlich höherem Niveau, sodass der Preisanstieg von 405 US-Cent auf 500 US-Cent je Scheffel, kombiniert mit einem Anstieg der spekulativen Nettokaufposition um 400.000 Kontrakte, ambitioniert aussieht. Bei Baumwolle fiel die US-Produktion gemäß dem USDA Cotton Ginnings Report um 2,4% geringer aus als erwartet. Das USDA wird auch hier das US Stocks to Use Ratio im Marketingjahr 2013/14 von 19,6% auf rund 17,3% herunternehmen müssen. Ebenso wie bei Weizen, Mais und Sojabohnen scheint die Preisrallye von 78 US-Cent auf in der Spitze 97 US-Cent je Pfund überzogen.

Den kompletten Marktkommentar Januar 2013 können Sie hier downloaden.


© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 08.04.2014
Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)