"Der Kupfermarkt hat sich stark verändert, wenn man ihn mit früher vergleicht, als er nur von der globalen Nachfrage der Automobil-, Industrie- und Baubranche getrieben wurde", sagt John J. Hardy, Währungsexperte bei der Saxo Bank. Damals bekam das Basismetall auch den Spitznamen "Dr. Copper", weil es ein guter Frühindikator für wirtschaftliche Wachstumszyklen war.
"In den letzten Jahren hat sich das rote Metall jedoch zum Indikator für Chinas finanzielle Gesundheit gewandelt", sagt Hardy. Grund dafür sei, dass sich das Metall in den letzten Jahren im Grunde zu einem Finanzprodukt entwickelt habe. Man spricht hier von der "Finanzialisierung".
Kupfer werde in China in enormen Mengen gelagert und zusätzlich zu seiner Rohstofffunktion auch als Sicherheit für alle Arten von Kreditgeschäften genutzt. "Der ultimative Ausdruck dieser Finanzialisierung war die Nutzung des gelagerten Metalls bei Währungsspekulationen mit dem US-Dollar und dem chinesischen Yuan, dem sogenannten Carry-Trade. So konnte man die Kapitalverkehrskontrollen des Landes umgehen", sagt Hardy. Nun unterbinde die Regierung die Währungsspekulationen schon im Ansatz durch eine Abwertung des Yuan.
Der Kupfereinbruch sei also nur eine natürliche Konsequenz dieser Abwertung. "Alle, die riesige Mengen Kupfer als Sicherheiten-Instrument importiert haben und es jetzt nicht dafür einsetzen können, schmeißen es auf den Markt", sagt Hardy. Wie weit der Kupferpreis noch fallen könne, sei schwer zu beantworten. "Ich denke aber, dass es noch um einiges nach unten gehen kann, da das Metall immer noch weit über der historischen Kursspanne gehandelt wird und Millionen von Tonnen an gelagertem Kupfer die normale Industrienachfrage einiger Monate decken", sagt Hardy.
Da China diese Kreditwachstums-Maschine abgestellt habe, stelle sich jetzt die Frage, wie das Reich der Mitte dennoch sein angestrebtes Wirtschaftswachstum von stabilen 7,5 Prozent im Jahr generieren kann? "Es geht nicht", sagt Hardy. "Oder nur mit noch höheren Anpassungskosten, als sie jetzt schon sind."
Den vollständigen Kommentar von John J. Hardy auf Englisch finden Sie hier: "Rohstoffkommentar" (PDF)
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