Kupfer: Sind deutliche Anstiege zu erwarten?


Nun könnte aber alles in letzter Sekunde schiefgehen: Die zwei größten Kupferkonsumenten der USA, die beiden Unternehmen Southwire und Encore Wire haben J.P. Morgan verklagt, da sie durch den physisch besicherten ETF eine "von Investoren verursachte Verknappung des Kupfermarktes" befürchten, der den Preis künstlich nach oben treiben könnte. Auch andere Vertreter aus der Industrie fühlen sich bei der Börsenaufsicht nicht fair angehört. Die SEC hat das Produkt von JP am 14. Dezember genehmigt, eine Bewilligung des Fondsprospekts steht aber noch aus. Auch BlackRocks iShares-ETF-Sparte will einen physisch besicherten Kupfer-ETF an die Wall Street bringen. Der Antrag soll am 22. Februar von der SEC geprüft werden. Für den BlackRock-ETF würden anfangs 121,200 Tonnen Kupfer gehalten, heißt es.
In der Summe würden durch die Produkte also 183.000 Tonnen Kupfer vom Weltmarkt verschwinden. Das ist keine unerhebliche Summe: Der internationale Kupferverband ICSG rechnet in diesem Jahr mit einen Überschuss von 350.000 Tonnen auf dem Weltmarkt für Kupfer, nach einem Defizit von 240.000 Tonnen im vergangenen Jahr. Die ETFs könnten also den erwarteten Angebotsüberschuss in diesem Jahr halbieren.
Nun, da die Bewilligung der beiden ersten Kupfer-ETFs an der Wall Street kurz bevorstehen könnte schnellen die spekulativen Netto-Long-Positionen an der Rohstoffterminbörse COMEX, an der auch ein Terminkontrakt auf Kupfer gehandelt wird, in die Höhe. In der Woche zum 5. Februar wuchsen diese Positionen, mit denen auf steigende Kurse gesetzt wird, seitens der spekulativen Trader stark um 57 Prozent auf 22.700 Kontrakte nach oben. Dies entspricht dem höchsten Stand seit sieben Wochen.
Analysten von Goldman Sachs veröffentlichten in dieser Woche eine Studie, wonach sie auf 6-Monats-Frist Potenzial bei Kupfer ein Potenzial bis auf 9000 USD/Tonne sehen, gegenüber aktuell 8253 USD/Tonne. Sie beziehen sich dabei auf eine erwartete Konjunktur- und Nachfrageerholung in China. Die chinesische Importnachfrage steht für 50% der weltweiten Nachfrage nach Kupfer. Wegen einer Belebung des dortigen Bausektors sei grundsätzlich von höheren Kupfereinfuhren nach China auszugehen, schreiben die Analysten von Goldman Sachs.
Aus charttechnischer Sicht lässt sich dem Kupferpreis eine bullische Diagnose aussprechen. Die 50-Tage-Linie durchstieß im Dezember 2012 die trägere, auf 200 Tage berechnete Durchschnittslinie von unten nach oben, was eine grundsätzlich für steigende Notierungen sprechende technische Entwicklung ist. In den nächsten Wochen könnte der Widerstand bei 8411 USD/Tonne getestet werden. Sollte der Kupferpreis auf Tagesschlusskursbasis darüber steigen, ist Platz bis 8679 und darüber sogar bis 9304 USD/Tonne.
"Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert."
© Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de / Godmode-Trader.de