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Preise für Lebendvieh bleiben hoch

29.08.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Die Notierungen für Rinder und Schweine an den US-Börsen haben im Frühjahr 2011 Rekordstände erklommen. Dafür zeichnet vor allem ein knappes Angebot verantwortlich. Denn nach mehreren Jahren mit niedriger Profitabilität haben die Betriebe - nicht nur in den USA - die Bestände inzwischen deutlich verkleinert. Die Preise für Vieh reagieren zudem stark auf gesamtwirtschaftliche Nachrichten, da diese dazu geeignet sind, die Nachfrage nach Rind- und Schweinefleisch zu beeinflussen.

Nach einem auf allen Viehmärkten zu beobachtenden Preisrückgang im Frühsommer, entwickelten sich die Notierungen seither unterschiedlich (Grafik 1): Die Preise für Lebendrind bleiben deutlich unter der Spitze des Frühjahrs, während Mastrind zwischenzeitlich nochmals einen neuen Rekord aufstellen, diesen aber nicht halten konnte. Dagegen wurde der Höhenflug der Magerschweinpreise erst jüngst im Nachgang der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit unterbrochen. Zusätzlich brachte ein Kontraktwechsel von Fälligkeit August auf Oktober die Notierungen auf ein saisonal bedingt niedrigeres Niveau.


Magerschwein:

Im Jahr 2010 profitierten die Erzeuger zunächst von einer kräftigen Aufwärtsbewegung bei den Preisen für Magerschwein bei gleichzeitig bis zum Sommer gedämpfter Preisentwicklung bei den Futtermitteln. Inzwischen allerdings hat sich die Situation geändert: Nach einem Preisrückschlag in der zweiten Jahreshälfte 2010 sind die Preise für Magerschwein zwar auf zwischenzeitliche Rekordstände geklettert, doch sind auch die Maispreise extrem gestiegen. Dies schränkt die Profitabilität wieder deutlich ein und dürfte dazu führen, dass Tiere mit geringerem Gewicht vermarktet werden. Allerdings haben auch die Maispreise ihren zumindest vorläufigen Zenit überschritten, das Niveau bleibt aber weiterhin hoch (Grafik 2).

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Die Bestände an Schweinen in den USA beliefen sich am 1. Juni 2011 auf 65 Mio. Tiere, ein Plus von 1% gegenüber dem Vorjahresstichtag und von 2% gegenüber dem 1. März 2011. Das Niveau ist allerdings nach wie vor niedrig, nachdem im ersten Quartal 2010 die Bestände auf ein Rekordtief gefallen waren.

China ist mit der Hälfte der Weltproduktion der größte Produzent von Schweinefleisch. Da es dort auch am meisten verzehrt wird, werden Preisänderungen entsprechend sensibel registriert. Im Juni war der Preis für Schweinefleisch in China auf ein Rekordhoch gestiegen - mit etwa 28 Yuan je Kilo wurde auch der bisherige Rekord aus dem Jahr 2008 von 26 Yuan gebrochen. Mit einem nennenswerten Rückgang ist vorerst kaum zu rechnen, weil die Bestände knapp sind. Auch in China sind besonders die gestiegenen Kosten für das wichtigste Futtermittel Mais für die Preissteigerungen verantwortlich. Die Großhandelspreise für Schweinefleisch sind in China alleine seit Mai um 30% gestiegen (Grafik 3).

Auf Verbraucherebene hat Schweinefleisch erheblich zur Preisniveausteigerung von im Juni 6,4% beigetragen. Bei Nahrungsmitteln lag das Preisniveau um 14,4% über dem Vorjahresniveau. Zuletzt war eine solche Größenordnung in 2008 zu beobachten gewesen. Nachdem die Schweinefleischpreise zwischen Januar 2009 und April 2010 um gut 20% nachgegeben hatten, hatten die Bauern ihre Schweinebestände reduziert. Bei dem ein knappes Jahr in Anspruch nehmenden Produktionszyklus macht sich dies inzwischen in einer angespannten Versorgungslage bemerkbar. Außerdem wurden die Bestände im letzten Jahr durch Epidemien dezimiert. Um dem zu begegnen, wurden inzwischen Subventionen für die Schweineproduktion auf den Weg gebracht. So wurden 100 CNY je zusätzlicher Sau ausgelobt und 2,5 Mrd. CNY (275 Mio. €) zum Ausbau großer Schweinezuchten bereitgestellt.

Eine Entlastung der Märkte wird dennoch auf sich warten lassen. Die internationalen Märkte werden also auch weiterhin stark auf Nachrichten über mögliche und tatsächliche Importe Chinas von Schweinefleisch reagieren. China will mittelfristig seine bisher sehr geringen staatlichen Schweinefleischbestände aufstocken, um künftig besser auf Knappheiten reagieren zu können. Zur Dämpfung der Preisentwicklung und dem Lageraufbau dürften zusätzliche Importe getätigt werden.

Gegenüber dem Vorjahr sind die Exporte der USA an Schweinefleisch nach China stark gestiegen, wofür allerdings auch der Einbruch in der Vergleichsperiode verantwortlich ist. China hatte nach dem Auftreten der Schweinegrippe in US-Beständen ein Importverbot für US-Schweinefleisch erlassen, das erst im Mai 2010 auslief. Allerdings sind die internationalen Schweinefleischpreise noch immer deutlich höher als die Preise innerhalb Chinas, so dass Importe nur begrenzt getätigt werden dürften.




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