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Der unbekannte “Ten Bagger“

08.10.2007  |  Marius Steininger
Die Alchemisten im Mittelalter strebten danach, aus wertlosen Stoffen Gold herzustellen. Heute wissen wir, dass ein solches Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Im übertragenen Sinne jedoch machte die Rohstoff-Hausse der vergangenen Jahre das scheinbar Unmögliche möglich. Ein besonders krasses Beispiel ist Silizium. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um gewöhnlichen Sand, der für sich allein keinen nennenswerten Wert darstellt. Trotzdem “explodierten“ die Preise für hochreines Silizium von einst zehn US-Dollar auf mittlerweile 150 US-Dollar. Nicht wenige Anleger fragen sich daher, ob die “Rallye“ weitergeht oder ob die Silizium-Notierungen ihren Zenit mittlerweile überschritten haben.


Reichlich vorhanden und doch knapp

Wie bereits angedeutet ist Silizium im Wüstensand enthalten. Und davon gibt es auf unserem Planeten ja nicht gerade wenig. Bei vielen Wissenschaftlern ist der Begriff “Silizium-Knappheit“ deshalb verpönt. Immerhin ist das Halbmetall Silizium dadurch nach Sauerstoff das zweithäufigste Element der Erde. Nichtsdestotrotz hat die Bezeichnung “Silizium-Knappheit“ ihre Berechtigung. Als Rohstoff taugt der Sand nämlich nur, wenn er zuvor in Raffinerien aufwendig und teuer gereinigt wurde. Erst durch diesen Prozess lässt sich aus gemeinem Sand das begehrte reine Silizium gewinnen. Dummerweise haben die wenigen Produzenten wie beispielsweise das deutsche Unternehmen Wacker Chemie oder der japanische Konzern Tokuyama in der Vergangenheit die Nachfrage erkennbar unterschätzt und ihre Kapazitäten nicht entsprechend hochgefahren. Aus diesem Grund kam es zu der eigentlich paradoxen Situation, dass Silizium an und für sich reichlich vorhanden aber dennoch knapp ist. Kurz- bis mittelfristig wird sich daran auch nicht allzu viel ändern. So prognostiziert der “Silizium-Papst“ Eicke Weber auch im Jahr 2010 noch Versorgungsengpässe, weil sich neue Raffinerien nun einmal nicht eben so ais dem “Boden stampfen“ lassen.


Stark steigender Bedarf

Der Bedarf hingegen wird in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter steigen. Zum Einsatz kommt Silizium vor allem bei der Herstellung von Solarzellen aber auch in der Chip-Industrie. Allein zwischen 2004 und 2006 nahm die weltweite Nachfrage von 32.000 auf 40.000 Tonnen zu. Dieses Wachstum könnte sich in Zukunft sogar noch beschleunigen. Schließlich steckt die Solar-Branche trotz des unverkennbaren Booms vergleichsweise noch “in den Kinderschuhen“. Bedenkt man, wie viel Energie uns die Sonne Tag für Tag “spendiert“, wäre es vor allem angesichts des sich abzeichnenden Klimawandels mehr als grob fahrlässig, diese nicht konsequent zu nutzen. Somit muss man sicherlich kein überzeugter “Öko-Aktivist“ sein, um zu prophezeien, dass Solar-Zellen und Sonnen-Kraftwerke sukzessive ihren “Exoten-Status“ verlieren und so selbstverständlich wie heute fossile Energieträger werden.


Entspannung der Angebot/Nachfrage-Situation möglich

Dessen ungeachtet ist eine Entspannung der Angebot/Nachfrage-Situation längerfristig nicht auszuschließen. Das mittlerweile inakzeptabel hohe Preisniveau zwingt vor allem die Solarzellen-Produzenten zum Handeln. Denn sie verbrauchen anderes als die Chip-Hersteller recht große Mengen an Silizium. Nicht zuletzt deshalb ist das Unternehmen Sunways dazu übergegangen, Polysilizium selbst zu produzieren. Macht dieses Beispiel “Schule“, könnte der Siliziumpreis auf Sicht von einigen Jahren kräftig “unter die Räder“ geraten. Darüber hinaus arbeiten Forscher fieberhaft an neuen Verfahren, mit denen sich Silizium einsparen lässt. Bereits marktreif ist die so genannte “Dünnschicht-Technologie“, die aber mangels genügenden Wirkungsgrads bei der Umwandlung von Licht in Strom wohl nur eine Nische besetzen kann. Interessanter ist da schon “Dirty Silicon“. Diese Technik soll laut seinem Erfinder den Preis für ein Kilo Silizium um 90 Prozent sinken lassen. Keinen allzu guten Aussichten also für die “Sand-Bullen“! Für uns sind Silizium-Aktien daher trotz der noch guten Rahmenbedingungen derzeit nicht mehr allererste Wahl.


© Redaktionsteam Derivate Magazin
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