Witterung und Moratorium verändern Energiebilanz

Berlin/Köln (01.08.2011) - Der Energieverbrauch in Deutschland wurde in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres durch die warme Witterung, das Kernenergie-Moratorium sowie den Anstieg der Ölpreise geprägt. Der Gesamtverbrauch verminderte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 3 Prozent. Der Beitrag der Kernenergie zur Deckung des Energieverbrauchs sackte unter die Marke von 10 Prozent. Der Stromaustauschsaldo weist seit Mai einen deutlichen Einfuhrüberschuss aus. Ohne den Witterungseffekt wäre der Energieverbrauch schätzungsweise um ein Prozent gestiegen.
Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) erreichte der Verbrauch an Primärenergieträgern bis Ende Juni insgesamt 6.869 Petajoule (PJ) oder 234,4 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Massiv beeinflusst wurde der Energieverbrauch durch die im Vergleich zum Vorjahr deutlich höheren Temperaturen. Der Witterungseinfluss überdeckte damit Verbrauchszuwächse infolge der weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.
Der Mineralölverbrauch verminderte sich insgesamt um knapp 1 Prozent. Hohe Preise und der milde Witterungsverlauf ließen den Bedarf an leichtem Heizöl um knapp ein Viertel einbrechen. Dem stagnierenden Absatz an Otto- und Flugkraftstoffen stand ein moderater Anstieg beim Diesel gegenüber. Der gute Konjunkturverlauf in der Petrochemie erhöhte die Nachfrage nach Rohbenzin und anderen Mineralölprodukten.
Der Erdgasverbrauch sank um über 8 Prozent. Die witterungsbedingten Verbrauchsrückgänge der Privathaushalte konnten durch den konjunkturbedingt höheren Erdgaseinsatz in der Industrie nicht ausgeglichen werden. Der Einsatz von Erdgas in den Kraftwerken lag unter dem des Vorjahreszeitraumes.
Der Verbrauch von Steinkohle verringerte sich um etwas mehr als ein Prozent. Während der Einsatz in Kraftwerken um gut 3 Prozent abnahm, steigerte die Stahlindustrie ihren Bedarf um rund 2 Prozent. Der Verbrauch an Braunkohle lag um 1,1 Prozent über dem Vorjahrszeitraum. Zuwächse gab es sowohl in der Stromerzeugung wie auch bei den Veredlungsprodukten.
Die Kernenergie verminderte ihren Beitrag zur Energiebilanz der ersten sechs Monate um 15 Prozent. Nach Inkraftsetzung des Moratoriums Mitte März verringerte sich die Stromerzeugung aus Kernenergie um 36 Prozent. Der Anteil der Kernenergie am Primärenergieverbrauch sank auf 9,3 Prozent und damit erstmals seit 25 Jahren in den einstelligen Bereich.
Die erneuerbaren Energien legten im ersten Halbjahr insgesamt um 1,6 Prozent zu. Während die Windkraft ihren Beitrag um rund 13 Prozent steigerte, sank der Beitrag des Wassers (ohne Pumpspeicher) um knapp 10 Prozent. Die Fotovoltaik verzeichnete weiterhin kräftige Zuwachsraten im hohen zweistelligen Bereich. Der Anteil aller erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch stieg leicht an und betrug zur Jahresmitte 10,2 Prozent.
Kräftiger Einbruch bei Wärmeenergien und Kernenergie Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im ersten Halbjahr 2011 in Deutschland - Veränderungen in Prozent
Gesamt 6.869 PJ oder 234,4 Mio. t SKE

Berlin/Köln - Der Verbrauch an Primärenergieträgern sank in Deutschland in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen um über 3 Prozent auf 6.869 Petajoule (PJ) beziehungsweise 234,4 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Erdgas und leichtes Heizöl verzeichneten infolge der milden Witterung kräftige Rückgänge. Die Stromerzeugung aus Kernenergie nahm nach Inkrafttreten des Moratoriums deutlich ab. Die erneuerbaren Energien konnten ihren Beitrag leicht erhöhen.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
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Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurde 1971 in Essen von sieben Verbänden der deutschen Energiewirtschaft und drei auf dem Gebiet der energiewirtschaftlichen Forschung tätigen Instituten gegründet. 2004 erfolgte eine Umgründung in einen Verein. (www.ag-energiebilanzen.de).