Energie: Kaum Rückenwind durch Hurrikan Dean


Während zu Beginn der vergangenen Woche noch mögliche Schäden in der texanischen Ölindustrie durch Hurrikan “Dean“ befürchtet wurden, die das Angebot hätten deutlich verknappen können, gaben die Meteorologen bald darauf Entwarnung für die wichtige Förderregion. Der Hurrikan wurde bereits am Mittwoch zu einem Tropensturm herabgestuft und drehte in Richtung Westen ab. Zwar musste daraufhin der staatliche mexikanische Ölförderer Petroléos Mexicanos (PEMEX) über 15.000 Mitarbeiter evakuieren.

Die Schäden hielten sich jedoch in engen Grenzen. Lediglich ein Produktionsausfall in Höhe von 10 Mio. Barrel war in dem Gebiet zu beklagen, in dem durchschnittlich 2,65 Mio. Barrel pro Tag gefördert werden. Entsprechend gaben die Rohölpreise weltweit nach und pendelten in einer Spanne zwischen 68 und 70 USD. Die hochwertige Nordseesorte Brent kostete zum Wochenschluss 69,60 USD pro Fass und damit erstmals seit Monaten wieder mehr als das US-Pendant WTI.
Raffineriekapazitäten weiterhin Engpaßfaktor
Bei den raffinierten Erdölprodukten machten sich die Auswirkungen von Sturm “Dean“ jedoch bemerkbar. Die Benzinlagerbestände in den USA fielen innerhalb von einer Woche von knapp 202 auf gut 196 Mio. Barrel, was auf “Hamsterkäufe“ und einen erhöhten Verbrauch durch Evakuierungsfahrten zurückgeführt werden kann. Die Vorräte, die aktuell einem Bedarf von 20 Tagen entsprechen, waren damit deutlich niedriger als im Durchschnitt der letzten Jahre.
Die Großhandelspreise für US-Benzin legten um 5% in Wochenfrist zu. Die Diskrepanz zu gleichzeitig leicht gestiegenen Lagerbeständen für Rohöl erklärt sich durch die ungenügend betriebsbereiten Verarbeitungskapazitäten der amerikanischen Ölkonzerne. Zuletzt lag der Anteil der einsetzbaren Anlagen bei nur 91,6%.

Bodenbildung bei Öl mittelfristig Hauptszenario
Auch wenn das Öl nach dem Wegfall der Risikoprämie und Verkäufen von Spekulanten im Zuge der Immobilienkrise in den USA vorerst schwächer tendierte, zeichnet sich ein Einbruch unter die Zone von 68 bis 70 USD pro Barrel aktuell eher nicht ab. Die weltweit nach wie vor günstige konjunkturelle Situation deutet vielmehr auf einen ungebrochen hohen Ölbedarf hin. Auch eine Ausweitung der Förderung in den OPEC-Staaten erscheint aktuell weniger realistisch. In mittlerer Frist dürfte sich der Ölpreis deshalb seitwärts bewegen, bis neue Faktoren die Märkte beeinflussen.

© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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