Hafer-Squeeze, Rallye im Kaffeemarkt


In der letzten Woche waren Agrartitel nur noch selektiv auf den vorderen Plätzen der Performance Hitliste zu finden, aber das dann auch zweistellig. Während Kaffee nicht nur wortwörtlich in (fast) aller Munde ist (der Arabica Future stieg in der letzten Woche um 10,3%), hat sich die Long-Position der institutionellen Investoren laut COT-Report mehr als verdreifacht und entspricht nun knapp 10% des Open Interest.
Es spricht jedoch kaum jemand über den Hafer Future an der CBOT, der nach einem Sprung von 17% in der Vorwoche nun noch einmal knapp 16% nachlegte. Am letzten Montag handelte der Hafer Future "limit-up" (20 USc), aber auch die Ausweitung auf 30 USc wurde am Dienstag erreicht. Kanada produziert zwar "nur" ca. 15% des weltweit verfügbaren Hafers (55% stammen aus Russland und der EU), bedient aber über 80% der globalen Exporte. Nach heftigen Regenfällen soll jetzt bis zu ein Drittel der Haferanbaufläche (ca. 1,4 Mio. acres) gefährdet sein. An der CBOT wird über eine große Shortposition im Markt und deren Squeeze durch Longs spekuliert.

Auf dem Getreidesektor werden auch die Auswirkungen der chinesischen Ankündigung zur Lockerung der Währungspolitik diskutiert, aber viele messen der Wetterentwicklung in den kommenden Wochen eine höhere Bedeutung bei. Die Kursgewinne der Futures halten sich mit ca. 1,5% im Vergleich zum Freitag bisher in überschaubaren Grenzen und auch der November-Future für Sojabohnen - einem wichtigen Importgut Chinas - macht bisher keine Ausnahme.

USDA bestätigt gute Angebotslage bei Kaffee
Im Gegensatz zur Preisrallye liest sich die jüngste Publikation des US-Landwirtschaftsministeriums zur Entwicklung des weltweiten Kaffeemarktes vergleichsweise entspannt. Die laufende Weltproduktion wurde um 400.000 Säcke (à 60 kg) nach oben revidiert und soll im kommenden Erntejahr 2010/2011 um über 11% auf 139,7 Mio. Säcke steigen. Lediglich die (vorhandenen) Engpässe im hochwertigen kolumbianischen Arabica sollen erhalten bleiben.
Vor diesem Hintergrund lässt sich die am Markt derzeit häufig geäußerte Befürchtung vor zukünftiger Angebotsknappheit u.E. nur schwerlich nachvollziehen.

© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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