• Mittwoch, 16 April 2025
  • 12:17 Frankfurt
  • 11:17 London
  • 06:17 New York
  • 06:17 Toronto
  • 03:17 Vancouver
  • 20:17 Sydney

Strohfeuer oder neuer Mega-Bullenmarkt?

14.08.2007  |  Marius Steininger
In den letzten Wochen ging ein Aufschrei durch Deutschland als wollte die Regierung die Prohibition einführen und den hiesigen Bürgern ihren geliebten Gersten- und Rebensaft verbieten. Tatsächlich jedoch wurde nur bekannt, dass Milcherzeugnisse zum Teil drastisch teurer werden. Bei einigen Produkten ist von Preissteigerungen bis zu 50 Prozent die Rede. Was die Landwirte freut entwickelt sich für die Verbraucher zunehmend zum "nationalen Ärgernis". Soll das "schwächste Glied der Kette" wieder einmal "geschröpft" werden oder gibt es handfeste Gründe für den im ersten Moment fast schon unverschämt anmutenden Preisanstieg.


Nachfrage wächst schneller als Angebot

Wir wollen uns jetzt hier nicht in eine ideologische Diskussion verstricken sondern lieber die Fakten anschauen. Und die sprechen eine ziemlich deutliche Sprache! An der Chicagoer Warenterminbörse CME (Chicago Mercantile Exchange) kam es bei den Milk Class III Futures in den vergangenen zwölf Monaten zu einer regelrechten Kursexplosion: Kostete ein amerikanischer Zentner (45,36 Kilogramm) Mitte 2006 noch um die elf US-Dollar müssen heute für die gleiche Menge fast 20 US-Dollar "berappt" werden. Zugegeben: Die Notierungen in den USA haben keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Milchpreise in anderen Staaten. Dennoch fungieren sie als eine Art Benchmark. Es kann also zweifelsohne festgehalten werden, dass Milch für die Großhändler teurer geworden ist. Zunächst sorgten die mitunter noch recht üppigen Lagerbestände für stabile Einzelhandelspreise. Da die Vorräte aber sukzessive zurückgegangen sind, müssen die erhöhten Einkaufspreise nun an den Verbraucher weitergereicht werden.

Zur Wende am Milchmarkt ist es gekommen, weil die Nachfrage nach Milchprodukten in den vergangenen Jahren weltweit schneller gestiegen sei als die Milcherzeugung. Die Experten führen den Nachfragezuwachs auf die steigende Weltbevölkerung und die weltweit zunehmende Beliebtheit westlicher Ernährungsgewohnheiten zurück. Dabei spielt insbesondere das starke Wirtschaftswachstum in Schwellenländern wie China, Brasilien, Russland, Indien und zahlreichen südostasiatischen Ländern eine zentrale Rolle.


Kein Dauerzustand

Selbst wenn der Bedarf auch in Zukunft zunehmen sollte, werten wir die aktuelle Unterversorgung des Markts als einen eher vorübergehenden Zustand. Viele Farmer haben sich seit Mitte der 1990er Jahre von der Milchwirtschaft abgewendet und stattdessen lieber auf die rentablere Fleisch-Produktion gesetzt. Bei den momentanen Marktpreisen jedoch ist das Halten von Milchkühen wieder zu einem interessanten Geschäftszweig geworden, Dadurch dürfte der Output bereits in absehbarer Zeit wieder merklich zunehmen, zumal es - anders als beispielsweise bei Metallen oder Energie-Rohstoffen - nicht mehrere Jahre dauert, bis die Kapazitäten merklich ausgeweitet werden können. Ein paar Kühe sind schnell gekauft und diese geben dann schon nach wenigen Monaten Milch. Bei den meisten Agrar-Rohstoffen und unter anderem eben auch bei Milch können die Produzenten sehr zeitnah auf eine anziehende Nachfrage reagieren.


Societe Generale emittiert Milch-Open-End-Zertifikate

Für Anleger, die dennoch an einen weiteren deutlichen Anstieg der Milch-Notierungen glauben, hat die Societe Generale nunmehr zwei Open-End-Index-Zertifikate auf die CME Milk Class III Futures im Angebot. Die Produkte gibt es ohne und mit Währungsabsicherung (WKN SG05X0 / SG05X1). Damit stellt die französische Großbank einmal mehr unter Beweis, dass sie ihr "Ohr" in bemerkenswerter Art und Weise "am Puls der Zeit" hat. Nichtsdestotrotz würden wir vor einem eventuellen Einstieg in eines der beiden Milch-Zertifikate zunächst einen Rücksetzer abwarten. Charttechnisch deuten sich solche nämlich bereits an, nachdem der Kurs an seinem langjährigen Widerstand bei etwa 21 US-Dollar nach unten "abgeprallt" ist. Auf jeden Fall aber ist es erfreulich, dass das Spektrum an Anlage-Möglichkeiten im Rohstoff-Bereich um einen weiteren "Naturschatz" erweitert wurde.


© Rohstoff-Express-Redaktion
Derivate Magazin
(www.derivate-online.de)
Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)