Strohfeuer oder neuer Mega-Bullenmarkt?


Nachfrage wächst schneller als Angebot
Wir wollen uns jetzt hier nicht in eine ideologische Diskussion verstricken sondern lieber die Fakten anschauen. Und die sprechen eine ziemlich deutliche Sprache! An der Chicagoer Warenterminbörse CME (Chicago Mercantile Exchange) kam es bei den Milk Class III Futures in den vergangenen zwölf Monaten zu einer regelrechten Kursexplosion: Kostete ein amerikanischer Zentner (45,36 Kilogramm) Mitte 2006 noch um die elf US-Dollar müssen heute für die gleiche Menge fast 20 US-Dollar "berappt" werden. Zugegeben: Die Notierungen in den USA haben keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Milchpreise in anderen Staaten. Dennoch fungieren sie als eine Art Benchmark. Es kann also zweifelsohne festgehalten werden, dass Milch für die Großhändler teurer geworden ist. Zunächst sorgten die mitunter noch recht üppigen Lagerbestände für stabile Einzelhandelspreise. Da die Vorräte aber sukzessive zurückgegangen sind, müssen die erhöhten Einkaufspreise nun an den Verbraucher weitergereicht werden.
Zur Wende am Milchmarkt ist es gekommen, weil die Nachfrage nach Milchprodukten in den vergangenen Jahren weltweit schneller gestiegen sei als die Milcherzeugung. Die Experten führen den Nachfragezuwachs auf die steigende Weltbevölkerung und die weltweit zunehmende Beliebtheit westlicher Ernährungsgewohnheiten zurück. Dabei spielt insbesondere das starke Wirtschaftswachstum in Schwellenländern wie China, Brasilien, Russland, Indien und zahlreichen südostasiatischen Ländern eine zentrale Rolle.
Kein Dauerzustand
Selbst wenn der Bedarf auch in Zukunft zunehmen sollte, werten wir die aktuelle Unterversorgung des Markts als einen eher vorübergehenden Zustand. Viele Farmer haben sich seit Mitte der 1990er Jahre von der Milchwirtschaft abgewendet und stattdessen lieber auf die rentablere Fleisch-Produktion gesetzt. Bei den momentanen Marktpreisen jedoch ist das Halten von Milchkühen wieder zu einem interessanten Geschäftszweig geworden, Dadurch dürfte der Output bereits in absehbarer Zeit wieder merklich zunehmen, zumal es - anders als beispielsweise bei Metallen oder Energie-Rohstoffen - nicht mehrere Jahre dauert, bis die Kapazitäten merklich ausgeweitet werden können. Ein paar Kühe sind schnell gekauft und diese geben dann schon nach wenigen Monaten Milch. Bei den meisten Agrar-Rohstoffen und unter anderem eben auch bei Milch können die Produzenten sehr zeitnah auf eine anziehende Nachfrage reagieren.
Societe Generale emittiert Milch-Open-End-Zertifikate
Für Anleger, die dennoch an einen weiteren deutlichen Anstieg der Milch-Notierungen glauben, hat die Societe Generale nunmehr zwei Open-End-Index-Zertifikate auf die CME Milk Class III Futures im Angebot. Die Produkte gibt es ohne und mit Währungsabsicherung (WKN SG05X0 / SG05X1). Damit stellt die französische Großbank einmal mehr unter Beweis, dass sie ihr "Ohr" in bemerkenswerter Art und Weise "am Puls der Zeit" hat. Nichtsdestotrotz würden wir vor einem eventuellen Einstieg in eines der beiden Milch-Zertifikate zunächst einen Rücksetzer abwarten. Charttechnisch deuten sich solche nämlich bereits an, nachdem der Kurs an seinem langjährigen Widerstand bei etwa 21 US-Dollar nach unten "abgeprallt" ist. Auf jeden Fall aber ist es erfreulich, dass das Spektrum an Anlage-Möglichkeiten im Rohstoff-Bereich um einen weiteren "Naturschatz" erweitert wurde.
© Rohstoff-Express-Redaktion
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