Industriemetalle: Die Realität hält Einzug und die ist nüchtern


Zugegeben - aus der Vogelperspektive betrachtet, erscheint das Treiben an den Metallmärkten derzeit schon paradox. Kein Jahr ist es her, da befand sich die Weltwirtschaft noch im tiefsten Tal der Nachkriegsgeschichte und das globale Finanzsystem nach Meinung fast aller Auguren am Rande des Kollaps. Dennoch vollzogen die Notierungen von Kupfer und Co. eine scharfe Trendwende und legten mit einem Preiszuwachs von rund 80% (LME-Durchschnitt) 2009 eine der stärksten Aufwärtsbewegungen aller Zeiten hin.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2010 und es mehren sich die Zeichen, dass die Konjunkturerholung deutlich dynamischer verlaufen könnte, als von der überwiegenden Mehrheit erwartet (siehe auch Beitrag S. 8). Ein Beispiel hierfür sind die in der vergangenen Woche veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe, welche für sämtliche großen Regionen ein signifikantes Wirtschaftswachstum anzeigen (Abb. 1).

Zumindest auf den ersten Blick erscheint es daher völlig contra-intuitiv, dass sich die Basismetallpreise zum jetzigen Zeitpunkt auf Talfahrt begeben und ggü. dem Stand zu Jahresbeginn inzwischen knapp 15% an Wert verloren haben. Zuletzt trug der Handel an den drei großen Metallbörsen fast schon panische Züge. In der vergangenen Woche gab der Metallindex LMEX erneut gut 7% ab, womit sowohl Zink (-8%), als auch Kupfer (-7%) und Aluminium (-5%) jeweils auf Mehrmonatstiefstände gefallen sind. Wenngleich die scharfe Korrektur der Metallnotierungen v.a. von exogenen Faktoren (Dollarstärke, Aktienschwäche) angestoßen wurde, ist damit auch im Hinblick auf die metallspezifischen Marktgegebenheiten wieder ein Stück weit Realität eingekehrt. Und die ist deutlich nüchterner als es die rasanten Preissteigerungen des vergangenen Jahres vermitteln.
Trotz der verbesserten konjunkturellen Rahmenbedingungen befinden sich die Basismetallmärkte nach wie vor ausnahmslos in einer Überschuss-Situation, welche sich erst nach und nach auflösen wird. Besonders auf der Nachfrageseite vollzieht sich die Erholung bisher noch langsam, wie die geringe Lagerdynamik zeigt (Abb. 2).

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur plausibel, dass die Metallpreise nun den übertriebenen Erwartungen an eine rasche Verbesserung der fundamentalen Marktlage Tribut zollen. Nach dem heftigen Sell-Off der letzten Wochen dürfte der Boden u.E. aber allmählich erreicht sein. Aus längerfristiger Perspektive halten wir das Metallpreisniveau inzwischen wieder für attraktiv.
