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Oil Markets Monthly

27.01.2010  |  Sintje Diek (HSH Nordbank)
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Außerdem spricht das vergleichsweise hohe Niveau der freien OPECKapazitäten nicht für allzu dynamische Preissprünge. Damit wäre das Kartell jederzeit in der Lage, auf höhere Ölpreise zu reagieren. In den vergangenen Monaten hat die OPEC deutlich gemacht, dass sie in der aktuellen Situation mit Ölpreisen in einer Range zwischen 70 und 80 USD zufrieden ist.

Solange sich die konjunkturelle Erholung weiter fortsetzt, ist trotz der zunehmenden OPEC-Förderung nicht damit zu rechnen, dass die Ölpreise aus dieser Range nach unten ausbrechen werden. Ein nachhaltiges Überwinden der oberen Grenze der Range wirft die Frage auf, wie die OPEC auf zunehmende Preisavancen reagiert. Wir gehen davon aus, dass das Kartell sein Angebot in den nächsten Monaten weiter leicht ausweiten dürfte.

Sollten die Konjunkturerwartungen zunehmen und die Ölpreise deutlicher nach oben treiben, könnte die OPEC ihre Förderung stärker erhöhen, um ein Abwürgen der Konjunktur zu verhindern. Ein Risiko in dieser Hinsicht ist, dass höhere spekulative Zuflüsse in den Rohölmarkt zu einem Anstieg der Ölpreise führen, auf den die OPEC aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit einer Angebotserhöhung reagieren würde. Ohne Überraschungen ist aber zunächst nicht damit zu rechnen, dass die Organisation ihre offizielle Fördermengenpolitik ändert. Dafür ist bestenfalls in der zweiten Jahreshälfte Spielraum, wenn die Konjunktur sich weiter erholt.

Geopolitische Risiken konnten 2009 keinen Einfluss auf die Ölpreise entfalten, da die Nachfrage deutlich zurückging und sich damit ein Überschussangebot mit hohen Lagerbeständen auf dem Ölmarkt bildete. Mit der allmählich anziehenden Ölnachfrage treten diese Risiken wieder auf die Bildfläche, auch wenn daraus resultierende Preiseffekte sich vorerst noch in Grenzen halten sollten, da erstens der Ölbedarf noch wenig Dynamik aufweist und zweitens mit denhohen freien OPEC-Kapazitäten die Ängste auf Angebotsengpässe beschränkt sein dürften.

Im Zusammenhang mit diesen Risiken ist das Ölangebot Nigerias zu nennen – die Öllieferungen, die derzeit knapp 2,0 Mio. bpd betragen, werden seit Jahren von Aufständischen im Niger Delta sabotiert, was das Ölangebot seit 2007 um ein Drittel reduziert hat. Zwar hat Präsident Yar A’dua ein Amnestieabkommen sowie eine Entwicklungsinitiative für die Ölregion den Aufständischen angeboten, worauf diese im Gegenzug einer vorübergehenden Waffenruhe zugestimmt haben, doch die Gesundheitsprobleme des Präsidenten könnten für Unruhe und damit für Öllieferstopps sorgen. Denn wenn Yar A’dua gesundheitsbedingt nicht weiter regieren kann, dürfte es Streitigkeiten um die Nachfolge geben, wobei die Rebellen versuchen werden, ihre Forderungen mit neuen Sabotageakten der Ölinfrastruktur durchzusetzen.

Aber auch der schwelende Streit um das iranische Atomprogramm könnte im laufenden Jahr wieder eine größere Rolle auf dem Ölmarkt spielen. Ende Dezember ist die Frist für den Iran ausgelaufen, einen UN-Vorschlag anzunehmen, der die iranische Urananreicherung im Ausland ansiedeln wollte. Damit könnten die Urananreicherung und eine mögliche Nutzung für militärische Zwecke unter internationale Kontrolle gestellt werden. Mit dem Verstreichen der Frist sind weitere Sanktionen für den Iran wieder in greifbare Nähe gerückt.

Sollte der Konflikt eskalieren, sind Versorgungsängste für den Ölmarkt vorprogrammiert, denn dann könnte der Iran die strategisch wichtige Straße von Hormus für den Schiffverkehr sperren, was die Öllieferungen aus den Golfstaaten stoppen würde. Auch das Ölangebot des Iraks ist mit Risiken verbunden. Nach Aussagen der irakischen Regierung soll die Ölförderung auf Sicht der nächsten Jahre verdreifacht werden. Dazu wurden 2009 zwei Runden zur Vergabe von Ölförderlizenzen veranstaltet, darüber hinaus ist die Regierung kurz davor, Abkommen mit internationalen Ölfirmen zur Erschließung fast ein Dutzend neuer Ölfelder zu vereinbaren. Doch politische Unwägbarkeiten – im März wird im Irak ein neues Parlament gewählt - sowie die Möglichkeit weiterer Anschlagsserien könnten für Unsicherheit sorgen und ebenfalls Versorgungsängste schüren.


© Sintje Diek
Economics & Research

Quelle: HSH Nordbank AG





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