Oil Markets Monthly


Die Ölpreise sind zuletzt aus ihrer bisherigen Range zwischen 65 und 75 USD/Barrel, die sie für einen längeren Zeitraum eingenommen hatten, ausgebrochen und pendeln um die 80 USD/Barrel. Beflügelt werden die Notierungen derzeit durch eine höhere Risikoneigung der internationalen Anleger - die aktuelle Berichtssaison liefert für die große Mehrheit der Unternehmen besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse, was sich in steigenden Aktienkursen manifestiert -, eine hohe, sich im Markt befindende Liquidität, die nach Anlagemöglichkeiten sucht, und ein schwacher USD. Der Ausbruch aus der bisherigen Range könnte den Ölpreisen weiteren Aufwärtsschwung verleihen, auch wenn die fundamentale Situation auf dem Ölmarkt dieser Entwicklung noch hinterherhinkt.
Zwar hinterlässt die derzeitige konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft durchaus Spuren in Form einer höher als erwartet ausfallenden Ölnachfrage. Entsprechend sind die Nachfrageprognosen für 2009 und 2010 zuletzt nach oben korrigiert worden. Nichtsdestotrotz dürfte die Ölnachfrage im Vergleich zu vergangenen Jahren schwach bleiben. Die momentan freundliche Stimmung sowie ein schwacher USD dürften die Ölpreise zunächst noch nach oben treiben. Doch die Konjunkturerholung ist noch lange nicht selbsttragend, so dass auch wieder Ernüchterung einsetzen könnte, was für niedrigere Ölpreise zum Jahresende spricht.
Derzeit herrscht weiterhin ein Angebotsüberschuss auf dem Ölmarkt, denn sowohl die Rohöl- als auch die Produktlager sind gut gefüllt und die Ölnachfrage kann noch nicht entsprechend zulegen. Mittelfristig rechnen aber auch wir mit höheren Ölpreisen. Die Konjunkturbelebung sollte sich weiter fortsetzen und die Ölnachfrage mit nach oben ziehen. Darüber hinaus hat die OPEC zuletzt ihre angekündigte Fördermengenkürzung in Höhe von 4,2 Mio. bpd im Vergleich zur Produktion im September vergangenen Jahres zu 60% umgesetzt. Damit hat sich zwar ihre Förderdisziplin in den vergangenen Monaten verschlechtert; nichtsdestotrotz stellt dies eine Angebotsrestriktion dar, die sich bei steigender Ölnachfrage bemerkbar machen und die die OPEC nur langsam abbauen sollte.

Wir gehen jedoch auch im kommenden Jahr nicht von einer starken Aufwärtsdynamik der Ölpreise aus, d.h. die im Juli 2008 erreichten Höchststände sind noch lange nicht in Sicht. 2010 läuft die geld- und fiskalpolitische Stimulans aus, was Dämpfer für die konjunkturelle Entwicklung bedeuten und die Stimmung der internationalen Anleger belasten könnte. Rohöl als risikoreiche Asset-Klasse sollte daher zwar wieder etwas stärker gesucht sein als im laufenden Jahr, doch eine solche Euphorie wie 2008 dürfte vorerst nicht auf der Agenda stehen. Entsprechend rechnen wir mit einem Ölpreisniveau von 85 USD/Barrel zum Jahresende 2010.
