Industriemetalle: Preiskorrektur längst überfällig


In den letzten zwei Wochen ist der Anstieg der Industriemetallpreise ins Stocken geraten. Von dem Hoch am 11. Juni hatte der Index der Londoner Metallbörse LMEX zwischenzeitlich mehr als 10% nachgegeben, konnte sich allerdings in den letzten Tagen wieder etwas erholen. Wir denken, dass eine mittelfristige Korrektur eingeleitet ist und die bislang erfolgte rasante Erholung – von dem Tief Mitte Februar sind die Metallpreise um über 50% gestiegen - teilweise wieder aufgezehrt wird. Dabei ist das Korrekturpotenzial bei den Metallen unterschiedlich stark ausgeprägt. Grundsätzlich gilt jedoch: die Tiefs dürften nicht wieder getestet werden.
Kupfer:
Die Rally am Kupfermarkt war zum einen von einer allgemein zunehmenden Konjunkturzuversicht getragen. Dies legt der enge Verbund von DAX und Kupferpreisen nah. Die Korrelation der Tagesveränderungen lag seit Jahresbeginn bei 0,7 im Vergleich zu knapp 0,4 in den letzten 8 Jahren. Die Erholung der Kupferpreise war dabei sogar ausgeprägter als die des DAX (siehe Grafik 1).
Zusätzlichen Impuls gab der starke Importsog Chinas. Erst unlängst meldete die chinesische Zollbehörde für Mai einen neuen Rekordwert bei den Importen raffinierten Kupfers. In den ersten fünf Monaten beliefen sich die Kupferimporte auf 1,4 Mio Tonnen. Das sind 782 Tsd. Tonnen oder 130% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies ist umso bemerkenswerter, als die konjunkturelle Dynamik im vergangenen Jahr noch deutlich höher war. Angesichts dessen denken wir, dass das chinesische Reservebüro SRB damit die angestrebte Aufstockung der Reserven nahezu abgeschlossen hat. Für ein Ende des Importsogs spricht aber auch die Umkehr des bis Mitte April geltenden Abitragevorteils zwischen der Londoner Metallbörse (LME) und Shanghai Future Exchange (SHFE) (siehe Grafik 2).


Während sich nämlich die Preise an der LME, die gemeinhin weltweit als Referenzpreise akzeptiert werden, und die der Nymex im Einklang entwickeln, weichen die Preise an SHFE von den LME Preisen ab. An der SHFE, an der neben Kupfer auch Öl, Gold, Stahl, Aluminium und Zink gehandelt werden, sind nur chinesische Firmen aktiv. In der Vergangenheit war zu beobachten, dass der Preisabstand das Importverhalten der Chinesen maßgeblich beeinflusst hat. Sofern die SHFE Preise über den um die Einfuhrumsatzsteuern, Zoll und der zu zahlenden Prämie angepassten LME Preisen lagen, wurde verstärkt im Ausland gekauft und die Importe zogen an. Dies war genau von Oktober bis Mitte April der Fall. Doch nun hat sich das Blatt gewendet: derzeit ist der Erwerb am heimischen Markt attraktiver.