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Die OPEC muss längere Zeit Geduld haben

25.05.2009  |  Eugen Weinberg
Während der letzten Woche kletterte der Ölpreis um 5 US-Dollar auf über 60 USD je Barrel. Seit dem 21. April sind die Preise für Rohöl sogar um ein Drittel gestiegen. Die Ölpreise scheinen dabei mehr von Veränderungen der Aktienmärkte und des US-Dollar als von den Fundamentaldaten des Ölmarktes beeinflusst zu werden. Trotz der Ankündigungen der OPEC seit Oktober 2008, die Förderquote um 4,2 Mio Barrel pro Tag zu kürzen, beginnt sich erst jetzt eine Trendwende beim Lagerüberhang von Rohöl abzuzeichnen. Wir glauben, dass das derzeitige OPEC-Produktionsvolumen genügt, damit die Lagerbestände bis zum Jahresende auf ein Niveau fallen, welches unsere Ölpreisprognose von 70 USD je Barrel rechtfertigt. Wir glauben deshalb auch, dass die OPEC auf ihrem Treffen am 28. Mai keine weiteren Kürzungen ankündigen wird.

Wir denken, dass sich die Trendwende bei den Öllagerbeständen aufgrund einer Verschlechterung der Aussichten für die weltweiten Ölnachfrage verzögert hat. Die OPEC-Produktionsbeschränkungen haben sich daher zu einem späteren Zeitpunkt als erwartet auf die Lagerbestände niedergeschlagen. Im Bericht dieser Woche untersuchen wir, wie drastisch sich die Erwartungen der Ölnachfrage und des Nicht-OPEC-Angebots seit Jahresbeginn verändert haben und welche Auswirkungen sich daraus für die OPEC ergeben.

In ihrem Monatsbericht (Oil Market Report) publiziert die Internationale Energieagentur (IEA) monatlich ihre aktuellen Schätzungen zu Angebot und Nachfrage am globalen Ölmarkt. Die IEA ist eine der wenigen internationalen Organisationen, welche Ölmarktprognosen veröffentlichen. Daher sind ihre Prognosen vielbeachtet. Wir haben analysiert, wie sich im Laufe dieses Jahres ihre Erwartungen der jährlichen Entwicklung der Ölnachfrage und des Nicht-OPEC-Angebots verändert haben. Der Untersuchungszeitraum beginnt mit den IEAPrognosen zu Beginn dieses Jahr und endet mit der aktuellsten Veröffentlichung vom 14. Mai. Die Ergebnisse sind auf den kommenden beiden Seiten dieses Berichtes ersichtlich.

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Zusammenfassend stellen wir fest, dass der zu Jahresbeginn angenommene jährliche Anstieg der weltweiten Ölnachfrage für 2009 von 0,4 Mio. Barrel pro Tag in einen erwarteten Rückgang von 2,6 Mio. Barrel pro Tag umgeschlagen ist. Die IEA hat also ihre Prognose innerhalb von fünf Monaten um 3,0 Mio. Barrel pro Tag nach unten korrigiert. Diese drastische Anpassung ähnelt den Veränderungen, die vom OPEC-Sekretariat und von der US-Regierung (EIA) vorgenommen wurden, wenngleich letztere etwas geringer ausfielen. Darin spiegelt sich die weitverbreitete Besorgnis über die Aussichten der Weltwirtschaft und damit verbunden die Auswirkungen auf den zugrundeliegenden Ölverbrauch wider.

Die Wirtschaftskrise und die vergleichsweise niedrigen Ölpreise scheinen sich auch auf die Aussichten des Angebots an Öl außerhalb des formalen OPEC-Quotensystems ausgewirkt zu haben. Der Nettoeffekt der Veränderungen der globalen Ölnachfrage und des Nicht-OPECAngebots hat Auswirkungen darauf, um wieviel die OPEC die Produktion kürzen muss, damit die Lagerbestände sinken und der Ölpreis auf 70 USD je Barrel steigt. Öl, welches sich außerhalb des OPEC-Quoten-Systems befindet, lässt sich in drei Kategorien einteilen:

• Die IEA hatte ursprünglich angenommen, dass das Nicht-OPEC Angebot für 2009 um 0,6 Mio. Barrel pro Tag jährlich steigen wird. In ihrem aktuellsten Bericht erwartet die IEA allerdings einen jährlichen Anstieg von nur noch 0,15 Mio. Barrel pro Tag. Das entspricht einer Korrektur von 0,5 Mio. Barrel pro Tag. Die IEA ist insbesondere über die russische Ölproduktion und den Mangel an Ausgaben für die Instandhaltung der Förderanlagen besorgt. Für die Staaten der ehemaligen Sowjetunion hat sie deshalb ihre Prognose eines jährlichen Produktionsanstiegs von 0,2 Mio. Barrel pro Tag zu Jahresbeginn nach unten korrigiert. Sie erwartet nunmehr für 2009 eine jährliche Verringerung um 0,1 Mio. Barrel pro Tag.

• Die Erwartungen bezüglich des Volumens und der jährlichen Steigerung der Produktion von Biokraftstoffen haben sich dramatisch geändert. Zum einen wurde das Produktionsvolumen für 2008 um 17% auf 380 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Für 2009 war man davon ausgegangen, dass sich die Produktion von Biokraftstoffen um 120 Tsd. Barrel pro Tag erhöht. Doch nun wird angenommen, dass sich die Produktion von Biokraftstoffen in diesem Jahr leicht reduziert auf einen Stand, der annähernd 230 Tsd. Barrel pro Tag unter dem ursprünglich erwarteten Niveau liegt. Schlechte wirtschaftliche Verhältnisse haben sich negativ auf die Ethanolproduktion in den USA ausgewirkt.

• Letztlich produziert die OPEC auch Flüssiggas (NGLs), welches nicht in das Quotensystem für Rohöl einbezogen ist und somit keinen Produktionsbeschränkungen unterliegt. Das NGL-Produktionsvolumen ist dabei in den letzten Jahren rapide angestiegen, da die Produktion dieser hochwertigen Quellen des Angebots maximiert wird. Die IEA hatte ursprünglich angenommen, dass der jährliche Anstieg der OPEC-Produktion von NGLs in 2009 0,6 Mio. Barrel pro Tag betragen würde. Aktuell prognostiziert die IEA für 2009 nur noch einen Anstieg von 0,3 Mio. Barrel pro Tag.





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