• Donnerstag, 17 April 2025
  • 02:02 Frankfurt
  • 01:02 London
  • 20:02 New York
  • 20:02 Toronto
  • 17:02 Vancouver
  • 10:02 Sydney

Edelmetalle Aktuell

30.04.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Gold

Von seinem starken Einbruch erholt, aber doch deutlich unter dem Höchstkurs der vorletzten Woche ging das gelbe Metall am Mittwoch der vergangenen Woche mit einem Preis von 887 $ je Unze an den Start. Bis zum vergangenen Wochenende legte das Gold dann kontinuierlich auf 913,50 $ und am Montag in Asien dann sogar weiter auf das Wochenhoch von 918,50 $ zu. Dieser Preis war die höchste Notierung der letzten vier Wochen.

Verantwortlich für den Anstieg und gleichzeitig herausragendes Ereignis auf den Edelmetallmärkten war die Bekanntgabe der chinesischen Zentralbank am letzten Freitag, dass sie seit 2003 durch Zukäufe von lokalen Produzenten die offiziellen Goldvorräte des Landes von rund 600 Tonnen auf jetzt 1.054 Tonnen erhöht habe. In den letzten Jahren wurde die chinesische Politik von lokalen Ökonomen und Analysten, aber auch von internationalen Lobbygruppen immer wieder dazu aufgerufen, einen Teil der rasant wachsenden Devisenreserven in Gold anzulegen und sich so etwas unabhängiger von der Wertentwicklung des Dollars zu machen.

Zunächst sah es so aus, als ob diese zuletzt im ersten Quartal dieses Jahres öffentlichkeitswirksam gemachten Aufrufe auf taube Ohren stoßen würden. Wie sich jetzt zeigte, war zu diesem Zeitpunkt ein Umschichten eines Teils der Devisenreserven in Gold aber bereits längst im Gange.

Wenn man den IWF als supranationale Organisation mit seinen derzeit 3.217 Tonnen Gold unberücksichtigt lässt, verfügt China jetzt über die fünftgrößten Goldreserven der Welt. Trotz des kräftigen Anstiegs von über 450 Tonnen innerhalb weniger Jahre repräsentieren die heutigen Goldreserven Chinas aber gerade einmal einen Anteil von etwas über 1,5% an den Währungsvorräten des Landes. Im Vergleich dazu liegt der prozentuale Anteil der Goldvorräte an den Gesamtwährungsreserven in den USA bei 79% und in Deutschland, Frankreich und Italien bei rund 70%.

Marktbeobachter wie auch Vertreter des IWF und der EZB bezeichneten in ersten Kommentaren den Schritt Chinas angesichts der Dollar-Lastigkeit seiner Reserven als wenig überraschend und etliche äußerten die Vermutung, dass das Reich der Mitte die Vorräte in Zukunft noch weiter ausbauen könnte. Einige Marktteilnehmer verwiesen zudem darauf, dass China auch einfach die vom IWF zum Verkauf vorgesehene Goldmenge in Höhe von 403 Tonnen unter Umgehung des freien Goldmarktes übernehmen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob China außer in Gold auch in andere Rohstoffe direkt investieren wird. Gerade die Platinmetalle und die NE-Metalle waren ja nach dem Beginn der Wirtschaftskrise im letzten Jahr auf langjährige Tiefstkurse gefallen und boten und bieten teils auch immer noch sehr attraktive Einstiegsniveaus.

Nachdem die Edelmetallhändler die Nachricht aus Peking verdaut hatten, konnte der Goldpreis seine Hausse erst einmal nicht mehr fortsetzen. Das Fehlen von Anschlusskäufen sowohl von spekulativer Seite wie auch von privaten langfristig orientierten Anlegern sorgte dafür, dass die Notierung bis zum Dienstag schon wieder um über 3% auf 885 $ je Unze nachgab. Ein weiterer Versuch, den Preis angesichts eines deutlich fallenden US-Dollars und eines steigenden Ölpreises auf über 900 $ zu hieven, scheiterte dann vorerst aber am gestrigen Mittwoch.

Für die nächsten Tage, die geprägt sein dürften von dem in vielen Ländern begangenen Maifeiertag am Freitag bzw. dem teilweise freien Tag in den USA und in England am Montag, erwarten wir zunächst einen relativ ruhigen Kursverlauf innerhalb des Preisbandes der letzten 10 Tage. Was dann allerdings die weitere Kursentwicklung angeht, befindet sich das gelbe Metall rein charttechnisch betrachtet nun schon seit dem 20. Februar in einem Abwärtstrend. Sollte deshalb die Nachfrage nach ETFs und Goldbarren nicht bald wieder anziehen, ist auf mittlere Sicht ein Test der Tiefstkurse der vorletzten Woche nicht auszuschließen. Auch die zwischenzeitlich etwas stärkere Nachfrage nach Gold in Indien ist inzwischen keine große Hilfe mehr, Agenturmeldungen zufolge ist sie wieder fast völlig zum Erliegen gekommen.

Langfristig betrachtet bleiben wir angesichts der - nach Meinung vieler Beobachter - bei weitem nicht ausgestandenen Wirtschafts- und Finanzkrise und der möglichen Inflationsgefahren bei unserer eher positiven Einstellung und schließen im weiteren Verlauf des Jahres auch ein neues Allzeithoch von 1.100 $ je Unze weiter nicht aus.

Die um sich greifende Mexiko-Grippe sollte auf den Goldpreis keinen unmittelbaren Einfluss haben. Anders als bei den mehr industriell genutzten weißen Edelmetallen, die unter einem neuen Rückschlag der ohnehin schon in der Krise befindlichen globalen Wirtschaft leiden könnten, sehen wir für den Goldpreis keine negativen, aber auch keine positiven Effekte, die sich aus der Pandemie ergeben könnten.

Für die Goldminengesellschaften, die in den letzten Tagen ihre Ergebnisse für das 1. Quartal vorstellten, dürfte das charttechnische Bild, das der Goldpreis derzeit abgibt nicht gerade ein Anlass zur übertriebener Freude sein. Immerhin können sich die Produzenten aber zumindest bis jetzt an einem Goldpreis erfreuen, der seit dem Erreichen des Allzeithochs im vergangenen Jahr im Gegensatz zu den Notierungen vieler anderer Metalle bisher kaum nachgegeben hat.

Außer von der chinesischen Zentralbank gab es auch aus Europa eine bedeutende Neuigkeit für den Goldmarkt. So bestätigte das holländische EZB-Ratsmitglied Nout Wellink in einer Stellungnahme praktisch, dass es auch 2009 - 2014 wieder ein Abkommen der Zentralbanken zur Regulierung ihrer Goldmarktaktivitäten geben werde. Allerdings bleibt abzuwarten, wie das neue, im September startende Abkommen im Detail aussehen wird; ob z.B. der IWF mit seinen Verkaufsplänen ein Mitunterzeichner wird, oder ob Zentralbanken, die ihre Verkäufe abgeschlossen haben (wie z.B. die Schweiz) noch einmal unterschreiben werden. Auch die Höhe der Obergrenze für die jährlich möglichen Verkäufe wird interessant sein. Immerhin haben die Notenbanken im aktuellen, letzten Laufzeitjahr des zweiten Abkommens bis jetzt gerade einmal 91 von 500 möglichen Tonnen verkauft.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)