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Gold: Konsolidierung mit rückläufiger Volatilität

12.02.2024  |  Björn Heidkamp (Kagels Trading)

Der abgebildete Chart zeigt die historische Kursentwicklung des Gold Futures von 1988 bis heute, bei Kursen von 2.038,70 USD/Unze. Ein Notierungsstab bildet die Kursschwankungen des Gold Futures für ein Quartal ab.

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Gold weiter in Schlagdistanz zur Bestmarke

Aus der "großen" Perspektive des Quartalscharts bleibt die Situation des gelben Edelmetalls unverändert: Seit August 2020 handelt der Gold Future in einer großen neutralen Seitwärtsbewegung zwischen den Unterstützungen bei 1.684 und 1.673 und den Widerständen um 2.063 und 2.079. Die Zone zwischen den langfristigen Widerständen aus August 2020 und März 2022 um 2.063 und 2.079 ist als analytisch sehr bedeutsamer Bereich erhöhter Abgabebereitschaft zu charakterisieren. Je nachhaltiger die Widerstände, desto höher die Abgabebereitschaft.

Am 26. Dezember hat der Gold Future mit einer neuen Bestmarke bei 2.095,80 die Hochs dieser angegebenen Seitwärtsbewegung knapp überschritten. Eine entsprechende Anschlussbewegung blieb jedoch aus, so dass diese Zone erhöhter Abgabebereitschaft erneut nicht klar überwunden werden konnte. Wiederholt konterten die Bären und der Goldpreis setze bis zum 17. und 25. Januar zurück in die obige Seitwärtsbewegung auf die kurzfristige Unterstützung zwischen 2.005 und 2.004, bleibt aber in Schlagdistanz zum Allzeithoch.

Erst Kurse klar über 2.100 und somit außerhalb des Bereiches der angegebenen Seitwärtsbewegung etablieren einen neuen langfristigen Trend aus der langfristigen Perspektive des Quartalscharts.

Insgesamt weisen entsprechende Konsolidierungen aber im Regelfall einen trendbestätigenden Charakter auf, so dass eine Fortsetzung der langfristigen Aufwärtsbewegung der letzten Jahrzehnte wahrscheinlicher ist, als eine Trendumkehr.


Außenstab und erhöhte Volatilität im letzten Quartal (WR7) 2023

Im abgelaufenen letzten Quartal des Jahres hat das gelbe Edelmetall das Tief des vorherigen 3. Quartals bei 1.848 unterschritten. Am 06. Oktober erreichte der Gold Future mit einem Bewegungstief bei 1.809,40 ein neues Bewegungstief. Ausgehend von diesem signifikanten Marktwendepunkt stiegen die Kurse des Gold Futures weit über das Hoch des 3. Quartals bei 1.988,30 hinaus, bis auf die neue Bestmarke vom 26. Dezember. Charttechnisch spricht man von einem sogenannten Außenstab. Auffällig ist, dass der Eröffnungskurs in Nähe des Quartalstiefs und der Schlusskurs des Jahres nahe am Quartalshoch liegt ("Wide Range Bar").

Mit einer Quartalsschwankungsbreite von über 280 US$ war mindestens die größte Volatilität der letzten sieben Quartale (WR7) zu beobachten. Aufgrund dieser starken Ausweitung der "Vola" durch diesen "Wide Range Bar" hat der mittelfristige Aufwärtsimpuls seit Oktober schon einiges an Momentum eingebüßt.

Nach einem solchen starken Anstieg, wie dem seit Oktober, unterliegt der eine oder andere Marktteilnehmer der Versuchung seine aufgelaufenen Gewinne zu realisieren. Dadurch korrigieren derartige Märkte häufig bzw. treten erst einmal auf der Stelle, ohne die langfristige positive Grundausrichtung zu gefährden. Genau in dieser Phase befindet sich Gold seit einigen Wochen.


"11er" Innenstab im Januar

Im Januar hat der Gold Future weder das Vormonatshoch über-, noch das Vormonatstief unterschritten. Charttechnisch spricht man bei dieser Konstellation von einem Innenstab (Inside Month). Idealtypischerweise deuten derartige Innenstäbe auf eine Konsolidierung auf der untergeordneten Zeitzone hin.

Parallel hat sich die Handelsspanne weiter eingeengt. Mit einer Schwankungsbreite von knapp 76 US$ weist Gold im Januar mindestens die niedrigste Volatilität der letzten 11 Monate auf. In vielen Fällen können derartige Volatilitätsrückgänge als Vorboten stärkerer Kursbewegungen interpretiert werden. Aufgrund des Expansionsbars des letzten Quartals jedoch scheint dieser "11er Volabar" des Januars eine entsprechend stimmige Rückwirkung auf das Kursverhalten der Vormonate zu sein.




Mittelfristige Konsolidierung setzt sich fort

Innerhalb der großen o.a. Seitwärtsbewegung hat sich in den letzten Wochen aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts eine zusätzliche, engere Konsolidierung um die langfristigen analytisch bedeutsamen Widerstände ausgebildet: In den letzten Wochen pendelte der Gold Future zwischen 2.096 und 1.990 richtungslos hin und her.

Charakteristisch für einen solchen neutralen Stauraum sind häufige Richtungswechsel innerhalb einer bestimmten Handelsspanne. Im abgebildeten Wochenchart wird dieser Bereich durch die Wechselstäbe innerhalb des Messstabes visualisiert. Alle Wochenschlusskurse der letzten 10 Wochen befinden sich innerhalb des markierten Messstabs (letzte Novemberwoche). Erst ein Schlusskurs außerhalb dieses Stabes etabliert einen neuen mittelfristigen Trend.


Doji auf Wochenchart

In der abgelaufenen Börsenwoche hat der Gold Future eine "Einstab"- Konsolidierungsformation aus der japanischen Candlestick-Analse in Form eines Dojis ausgebildet. Ein Doji ist dadurch charakterisiert, dass sich das Eröffnungsniveau des Notierungsstabes in der Nähe des Schlusskurses befindet. Bei einem Doji-Notierungsstab ist der "Kampf der Bullen und Bären ausgeglichen." Dieser Doji bestätigt die oben angegebene mittelfristige neutrale Seitwärtsbewegung nochmals.


Saisonalität bleibt bis Ende Februar positiv

Bei der Betrachtung der typischen Durchschnittsverläufe aus der Vergangenheit zeigt sich der Goldpreis in den ersten beiden Monaten des Jahres üblicherweise als besonders gut gelaunt und sollte somit im Normalfall den Bullen in die Karten spielen. Jedoch muss weiter erwähnt werden, dass die die typischen saisonalen Verläufe des Gold Futures im letzten Jahr erst seit Oktober besseren Korrelationen unterliegen.

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Fazit:

Aus der Perspektive des langfristigen Quartalscharts handelt der Gold Future seit August 2020 weiter in der großen neutralen Seitwärtsbewegung zwischen den Unterstützungen um 1.673 und den Widerständen um 2.079, erweitert durch die neue Bestmarke vom 26. Dezember bei 2.095,80. Erst Kurse außerhalb dieser neutralen Zone etablieren einen neuen langfristigen Trend. Aufgrund des trendbestätigenden Charakters dieser großen Konsolidierung bleibt die Ausbruchwahrscheinlichkeit nach oben weiterhin größer als nach unten. Selbst die stärksten Widerstände werden früher oder später überboten, wenn die Dynamik des Aufwärtstrends nur groß genug ist.

Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts wurde der seit Oktober bestehende Aufwärtstrend durch die eingezeichnete Konsolidierung zwischen 2.096 und 1.990 abgelöst. Erst ein Schlusskurs außerhalb des eingezeichneten Messstabes der letzten Novemberwoche etabliert einen neuen mittelfristigen Trend. Fällt Gold unter 1.990 trübt sich das mittelfristig verhalten positive Chartbild wieder ein.

Mit der fortlaufenden mittelfristigen Konsolidierung baut sich der überkaufte Zustand resultierend aus dem stark verbrauchten Momentum des letzten Quartals weiter ab.

Aktuell bleibt die Hoffnung der Goldbullen aufgrund der mittelfristigen Konsolidierung um die Hochs der übergeordneten Seitwärtsbewegung und dem "saisonalen Rückenwind" bis zum Ende des Februars, weiterhin bestehen, dass die Zone um 2.060 bis 2.100 überwunden werden kann.

In der Regel gilt: Je stärker die Qualität der jeweiligen überbotenen Widerstände, desto größer das Aufwärtspotential. Kurse über diesem Bereich wären für die Bullen ein enorm wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Bei diesem positiven Szenario eröffnet sich deutliches Aufwärtspotential mit einem Etappenziel in Richtung 2.400 bis 2.500.

Aus Sicht der langfristigen Perspektive der Goldoptimisten ist die Verteidigung der Marke um das Oktobertief von 1.800 zur Aufrechterhaltung der positiven Ambitionen elementar.


© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de