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Gold bleibt in Schlagdistanz zu neuen Bestmarken

15.01.2024  |  Björn Heidkamp (Kagels Trading)

Der abgebildete Chart zeigt die historische Kursentwicklung des Gold Futures von 1988 bis heute, bei Kursen von 2.051,60 USD/Unze. Ein Notierungsstab bildet die Kursschwankungen des Gold Futures für ein Quartal ab.

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Gold am Hoch der dreijährigen trendbestätigenden Konsolidierung

Aus der "großen" Perspektive des Quartalscharts bleibt die Situation des gelben Edelmetalls unverändert: Seit August 2020 handelt der Gold Future in einer großen neutralen Seitwärtsbewegung zwischen den Unterstützungen bei 1.684 und 1.673 und den Widerständen um 2.063 und 2.079. Die Zone zwischen den langfristigen Widerständen aus August 2020 und März 2022 um 2.063 und 2.079 ist als analytisch sehr bedeutsamer Bereich erhöhter Abgabebereitschaft zu charakterisieren.

Je nachhaltiger die Widerstände, desto höher die Abgabebereitschaft.

Bezogen auf den aktuellen Februar-Kontrakt hat der Gold Future mit einer neuen Bestmarke am 26. Dezember bei 2.095,80 die Hochs dieser angegebenen Seitwärtsbewegung knapp überschritten. Eine entsprechende Anschlussbewegung blieb jedoch aus, so dass diese Zone erhöhter Abgabebereitschaft erneut nicht klar überwunden werden konnte.

Wiederholt konterten die Bären und der Goldpreis setzte bis zum 11. Januar bis auf 2.017,30 zurück in die obige Seitwärtsbewegung, bleibt aber in Schlagdistanz zum Allzeithoch.

Erst Kurse klar über 2.100 und somit außerhalb des Bereiches der angegebenen Seitwärtsbewegung etablieren einen neuen langfristigen Trend aus der langfristigen Perspektive des Quartalscharts.

Insgesamt weisen entsprechende Konsolidierungen aber im Regelfall einen trendbestätigenden Charakter auf, so dass eine Fortsetzung der langfristigen Aufwärtsbewegung der letzten Jahrzehnte wahrscheinlicher ist, als eine Trendumkehr.


Außenstab und erhöhte Volatilität im letzten Quartal (WR7)

Im abgelaufenen letzten Quartal des Jahres hat das gelbe Edelmetall das Tief des vorherigen 3. Quartals bei 1.848 unterschritten. Am 06. Oktober erreichte der Gold Future mit einem Bewegungstief bei 1.809,40 ein neues Bewegungstief.

Ausgehend von diesem signifikanten Marktwendepunkt stiegen die Kurse des Gold Futures weit über das Hoch des 3. Quartals bei 1.988,30 hinaus, bis auf die neue Bestmarke vom 26. Dezember. Charttechnisch spricht man von einem sogenannten Außenstab. Auffällig ist, dass der Eröffnungskurs in Nähe des Quartalstiefs und der Schlusskurs des Jahres nahe am Quartalshoch liegt ("Wide Range Bar").

Mit einer Quartalsschwankungsbreite von über 280 US$ war mindestens die größte Volatilität der letzten sieben Quartale (WR7) zu beobachten. Aufgrund dieser starken Ausweitung der "Vola" durch diesen "Wide Range Bar" hat der mittelfristige Aufwärtsimpuls seit Oktober schon einiges an Momentum eingebüßt.

Nach einem solchen starken Anstieg, wie dem seit Oktober, unterliegt der eine oder andere Marktteilnehmer der Versuchung seine aufgelaufenen Gewinne zu realisieren. Dadurch korrigieren derartige Märkte häufig bzw. treten erst einmal auf der Stelle, ohne die langfristige positive Grundausrichtung zu gefährden. Genau in dieser Phase befindet sich Gold seit einigen Wochen.


Mittelfristiger Aufwärtstrend in Konsolidierung übergegangen

Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts wurde der Aufwärtstrend durch eine richtungslose Konsolidierung zwischen 2.096 und 1.990 abgelöst. Dabei wurde die seit Anfang Oktober bestehende eingezeichnete Aufwärtstrendlinie zur Seite verlassen. Charakteristisch für einen solchen neutralen Stauraum sind häufige Richtungswechsel innerhalb einer bestimmten Handelsspanne.

Im abgebildeten Wochenchart wird dieser Bereich durch die Wechselstäbe innerhalb des Messstabes visualisiert. Alle Wochenschlusskurse der letzten 6 Wochen befinden sich innerhalb des markierten Messstabs (letzte Novemberwoche). Erst ein Schlusskurs außerhalb dieses Stabes etabliert einen neuen Trend.


Warnsignale Stochastik Indikator

In den letzten Wochen hat der Stochastik Indikator auf dem Wochenchart eine negative Divergenz ausgebildet. Als negative Divergenz bezeichnet man in der technischen Analyse eine Situation, in welcher der Kurs des Underlyings noch neue Hochs erzielt, während der Indikator keine neuen Höchststände erzielen kann. Negative Divergenzen weisen zum Beispiel darauf hin, dass der Kaufdruck der Bullen nachlässt und der Markt korrekturanfälliger wird.

Derartige technische Signale sind allerdings nur als Warnzeichen zu charakterisieren und eignen sich nicht optimal zum Timing von Korrekturen. Divergenzen könnten sich zum Beispiel durch längere Seitwärtsphasen abbauen oder durch einen neuen Aufschwung entkräftet/geheilt werden.

Weiter idealtypisch negativ zu bewerten ist die Tatsache, dass der Stochastik Indikator seine Signallinie von oben durchstoßen hat und kurz davor ist aus dem überkauften Bereich nach unten zu drehen.




Positive Saisonalität bis Ende Februar

Bei der Betrachtung der typischen Durchschnittsverläufe aus der Vergangenheit zeigt sich der Goldpreis in den ersten beiden Monaten des Jahres üblicherweise als besonders gut gelaunt und sollte somit im Normalfall den Bullen in die Karten spielen.

Jedoch muss weiter erwähnt werden, dass die die typischen saisonalen Verläufe des Gold Futures im letzten Jahr erst seit Oktober guten Korrelationen unterliegen.

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"Managed Money" ähnlich positioniert wie Ende Juli/Anfang August 2023

Im Commitment of Traders (CoT)-Report legen die großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen ihre Positionierung am Terminmarkt offen. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment."

Mit 88.459 (09.Januar 2024) Netto Long Positionen des "Managed Money" ist diese Investorengruppe ähnlich positioniert wie Ende Juli/Anfang August 2023. Die folgende kurze Abwärtsbewegung des Goldes im August und September ist mit entsprechender "Entladung der Long Kontrakte" im Chart ablesbar.

Insgesamt sind die CoT-Daten schwer zum kurzfristigen Timing zu nutzen, als Warnsignal sollte man bestimmte Positionierungen zumindest im "Hinterkopf" behalten.

Wahrscheinlich aber dürften Shorteindeckungen von short positionierten Spekulanten gegenwärtig kaum das Potential haben den Preis nachhaltig nach oben zu treiben.

Das Risiko bei fallenden Kursen anderseits, dass diese Investorengruppe durch das Auflösen ihrer Long Positionierungen eine mögliche Abwärtsbewegung beschleunigt, ist nicht von der Hand zu weisen.


Fazit:

Aus der Perspektive des langfristigen Quartalscharts handelt der Gold Future seit August 2020 weiter in der großen neutralen Seitwärtsbewegung zwischen den Unterstützungen um 1.673 und den Widerständen um 2.079, erweitert durch die neue Bestmarke vom 26. Dezember bei 2.095,80.

Erst Kurse außerhalb dieser neutralen Zone etablieren einen neuen langfristigen Trend. Aufgrund des trendbestätigenden Charakters dieser großen Konsolidierung ist die Ausbruchwahrscheinlichkeit nach oben weiterhin größer als nach unten.
Selbst die stärksten Widerstände werden früher oder später überboten, wenn die Dynamik des Aufwärtstrends nur groß genug ist.

Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts wurde der seit Oktober bestehende Aufwärtstrend durch die eingezeichnete Konsolidierung zwischen 2.096 und 1.990 abgelöst. Erst ein Schlusskurs außerhalb des eingezeichneten Messstabes der letzten Novemberwoche etabliert einen neuen Trend. Bei Kursen über 2.067 ist ein Test des Allzeithochs wahrscheinlich.

Fällt Gold unter 1.990 trübt sich das mittelfristige Chartbild nochmals ein.

Die mittelfristig etwas verschlechterte Ausgangssituation mit den Warnsignalen des Stochastik Indikators, sowie der Positionierungen des "Managed Moneys" bremsen die Euphorie der Bullen aktuell etwas aus.

Hingegen bleibt die Hoffnung der Goldbullen aufgrund der mittelfristigen Konsolidierung um die Hochs der übergeordneten Seitwärtsbewegung und dem "saisonalen Rückenwind" bis zum Ende des Februars, weiterhin bestehen, dass die Zone um 2.060 bis 2.100 überschritten werden kann.

In der Regel gilt: Je stärker die Qualität der jeweiligen überbotenen Widerstände, desto größer das Aufwärtspotential. Kurse über diesem Bereich wären für die Bullen ein enorm wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Bei diesem positiven Szenario eröffnet sich deutliches Aufwärtspotential mit einem Etappenziel in Richtung 2.400 bis 2.500.

Aus Sicht der langfristigen Perspektive der Goldoptimisten ist die Verteidigung der Marke um das Oktobertief von 1.800 zur Aufrechterhaltung der positiven Ambitionen elementar.


© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de