Witterung drückt Energieverbrauch auf niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung
05.03.2012 | AGEB
Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen legt detaillierte Berechnungen für 2011 vor
Berlin/Köln (05.03.2012) - Mit 13.374 Petajoule (PJ) oder rund 456 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) erreichte der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2011 den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Wie die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) in ihrem jetzt vorgelegten Jahresbericht 2011 mitteilt, verminderte sich der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um mehr als 5 Prozent und unterschritt damit sogar das niedrige Niveau des von der Konjunkturkrise geprägten Jahres 2009.
Den größten Einfluss auf die Verbrauchsenwicklung hatten 2011 die gegenüber dem Vorjahr deutlich mildere Witterung sowie das hohe Preisniveau. Die Nachfrage nach Wärmeenergie sank deutlich und der Rückgang konnte auch durch die verbrauchssteigernden Effekte des guten Konjunkturverlaufs nicht ausgeglichen werden. Ohne den Temperatureinfluss sowie bei Berücksichtigung statistischer Effekte, die durch den Ersatz von Kernkraft durch erneuerbare und fossile Energieträger entstanden, wäre der Energieverbrauch 2011 nahezu unverändert auf dem Niveau des Vorjahres verblieben.
Dennoch hat sich auch bei Berücksichtigung aller Sondereffekte die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität bemerkenswert stark erhöht: 2011 wurden je Euro Wirtschaftsleistung rund 3 Prozent weniger Energie eingesetzt als im Vorjahr. Eine Steigerung der Energieeffizienz in dieser Größenordnung kann nach Ansicht der AG Energiebilanzen als außergewöhnlich bezeichnet werden, im langjährigen Durchschnitt liegt der Wert bei knapp der Hälfte.
Bei den einzelnen Energieträgern kam es 2011 zu ganz unterschiedlichen Entwicklungen: Der Verbrauch an Mineralöl sank um 3 Prozent auf 4.549 PJ beziehungsweise 155,2 Mio. t SKE. Der Erdgasverbrauch ging mit fast 13 Prozent besonders stark zurück und lag bei 2.733 PJ oder 93,3 Mio.t SKE. Der Verbrauch an Steinkohle verminderte sich leicht um 0,7 Prozent auf 1.685 PJ beziehungsweise 57,5 Mio. t SKE.
Die Braunkohle legte dagegen um gut 3 Prozent auf 1.562 PJ oder 53,3 Mio. t SKE zu. Infolge der Abschaltung mehrerer Anlagen brach die Stromerzeugung aus Kernenergie um fast ein Viertel ein. Der Beitrag der Kernenergie zur Energiebilanz sank auf 1.178 PJ beziehungsweise 40,2 Mio. t SKE. Die erneuerbaren Energien trugen mit 1.452 PJ oder 49,6 Mio. t SKE zur Energiebilanz bei. Damit stieg ihr Anteil am gesamten Energieverbrauch auf knapp 11 Prozent und war damit erstmalig zweistellig.
Der Ausstoß von Kohlendioxid hat sich nach Schätzungen der AG Energiebilanzen weniger stark als der Energieverbrauch vermindert, da die rückläufige Stromproduktion der inländischen Kernkraftwerke auch durch den Einsatz fossiler Energieträger ausgeglichen werden musste. Die energiebedingten CO 2-Emissionen haben sich nach Schätzung der AG Energiebilanzen um knapp 4 Prozent vermindert.
Der inländische Bruttostromverbrauch verzeichnete 2011 ebenfalls einen Rückgang, der mit 0,3 Prozent allerdings gering ausfiel. Insgesamt wurden 2011 in Deutschland 608 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom verbraucht. Das war der niedrigste Wert seit 2005. Deutlich stärker sank dagegen die Bruttostromerzeugung. Sie erreichte insgesamt 614,5 Mrd. kWh, das waren 2,2 Prozent weniger als 2010. Dem Rückgang der Kernenergie um über 23 Prozent standen ein Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um fast ein Fünftel sowie aus Braunkohle um knapp 5 Prozent gegenüber. Im grenzüberschreitenden Stromaustausch verringerte sich der Ausfuhrüberschuss im Vergleich zum Vorjahr von 18 Mrd. kWh auf 6 Mrd. kWh.
Der Jahresbericht der AG Energiebilanzen bietet zusätzlich zu den präzisen Daten der Ver-brauchsentwicklungen ausführliche Detailinformationen zur Energieeffizienz, zur Preisentwicklung sowie eine erste Abschätzung der energiebedingten CO 2-Emissionen. Der Jahresbericht ist damit auch eine wichtige Daten- und Arbeitsgrundlage für das von der Bundesregierung beschlossene Monitoring zur Energiewende.
Hinweis für die Redaktionen: Der ausführliche Bericht zur Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2011 steht ab sofort auf der Internetseite www.agenergiebilanzen.de/?JB201 1 zum Download bereit.
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1990 - 2011 in Petajoule (PJ)
Berlin/Köln - Der Energieverbrauch in Deutschland verzeichnet seit 1990 im Trend eine rückläufige Tendenz. 2009 sank der Verbrauch infolge der Konjunkturkrise auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 1970er Jahre. 2010 erholte sich der Verbrauch bei kälterer Witterung im Rahmen des Konjunkturaufschwungs. 2011 sank der Verbrauch vor allem infolge der wärmeren Witterung noch leicht unter das Niveau von 2009.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Energieverbrauch: Nur Braunkohle und Erneuerbare im Plus
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs 2011 in Deutschland Veränderungen in Prozent - Gesamt 13.374 PJ (456,4 Mio. t SKE)
Berlin/Köln - Nach Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen lag der Energiebedarf 2011 um rund 5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Vor allem Erdgas und leichtes Heizöl verzeichneten witterungsbedingt Rückgänge. Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging infolge des Ausstiegsbeschlusses deutlich zurück. Die Lieferungen der Braunkohle an die Kraftwerke nahmen dagegen zu. Gute Windverhältnisse und ein kräftiger Zubau bei der Fotovoltaik trugen wesentlich dazu bei, dass die erneuerbaren Energien ihren Anteil an der Energiebilanz weiter steigern konnten.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Energiemix 2011 mit einigen Verschiebungen
Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland im Jahre 2011 - gesamt 13.374 PJ (456,4 Mio. t SKE) Anteile in Prozent - Vorjahr in Klammern
Berlin/Köln - Der witterungsbedingte Verbrauchsrückgang sowie der Ausstieg aus der Kernenergie und der Ausbau der erneuerbaren Energien haben den Energiemix in Deutschland 2011 leicht verändert. Die erneuerbaren Energien tragen jetzt im zweistelligen Bereich zur Energiebilanz bei. Knapp vier Fünftel des Energiebedarfs werden durch fossile Energien gedeckt.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
© Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurde 1971 in Essen von sieben Verbänden der deutschen Energiewirtschaft und drei auf dem Gebiet der energiewirtschaftlichen Forschung tätigen Instituten gegründet. 2004 erfolgte eine Umgründung in einen Verein. (www.ag-energiebilanzen.de).