Keine Angst mehr vor Contango?
02.07.2010 | Frank Schallenberger (LBBW)
Rollverluste waren in den letzten Jahren ein Faktor, der die Performance von Rohstoffinvestments extrem beeinflusst hat. Alleine im Jahr 2009, als der DJUBS-Rohstoffindex auf Basis der Spotpreise um 41% zulegen konnte, ließen die Rollverluste die Gewinne der Anleger um mehr als die Hälfte auf ein Plus von rund 19% abschmelzen. In den Jahren 2006 bis 2008 kostete das Contango durchschnittlich etwa 15 Prozentpunkte an Performance pro Jahr. Im lau-fenden Jahr fielen die Rollverluste jedoch relativ moderat aus. Im ersten Halbjahr summierten sie sich für Investoren im DJUBS-Index auf nur noch 4 Prozentpunkte.
Ein Grund dafür, dass Contango für die Investoren ein Stück weit seinen Schrecken verloren hat, liegt an der Tatsache, dass die in den letzten Monaten wieder deutlich höhere Rohstoffnachfrage aufgrund des soliden Weltwirtschaftswachstums die Lagerbestände bei vielen Rohstoffen reduziert hat. Die Folgen fallender Lagerbestände sind normalerweise eine Verflachung der Terminkurven, die im Extremfall auch zu einem Wechsel von Contango zu Backwardation führen können. Immerhin kann der Anleger bereits beim ein oder anderen Rohstoff (wie z.B. Soja oder Zucker) Rollgewinne mitnehmen. Dennoch sollten die Investoren weiter stärkeren Contango-Situationen aus dem Weg gehen. So bietet Weizen mit einem Rollverlust von fast 20% auf Sicht von 12 Monaten weiterhin ein schlechtes Chance-/Risikoverhältnis.
Bei US-Erdgas drohen momentan zwar “nur“ 10% Rollverlust. Der aktuelle Lageraufbau, der typisch für Frühjahr und Sommer ist, deutet aber darauf hin, dass die Lager im Herbst an ihre Kapazitätsgrenze stoßen könnten. In diesem Fall droht eine deutliche Versteilerung der Kurve. Im Herbst 2009 fiel diese Versteilerung so heftig aus, dass sich die Rollverluste bei Erdgas auf rund 80% in einem Zeitraum von nur 2 Monaten summierten. Eine Wiederholung dieses Extrems scheint für dieses Jahr vor dem Hintergrund der aktuellen Lagersituation nicht ausgeschlossen!
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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