Interview mit Sidney Himmel (IC Potash Corp.)
28.01.2010 | Tim Roedel
Die Nachfrage nach Agrar-Produkten wächst schneller als das Angebot, weil immer mehr Flächen versalzen, versanden oder für die Energie-Erzeugung verwendet werden. Abhilfe können dabei neben leistungsfähigeren Pflanzen nur verbesserte Düngemittel schaffen. Doch nicht jede Pflanze verträgt jeden Dünger. Vor allem Früchte vertragen die herkömmliche, stark salzhaltige Pottasche nicht. Eine Lösung bietet Kaliumsulfat, das in reiner Form aber nur sehr selten zu finden ist und daher sehr aufwendig und kostenintensiv hergestellt werden muss.
IC Potash Corp., eine US-amerikanische Explorationsgesellschafft, ist eine der wenigen Firmen, die ein Kaliumsulfat-Vorkommen ihr Eigen nennen kann und von den enormen Gewinnspannen, die reines Kaliumsulfat bietet, profitieren will. Wir sprachen mit CEO und President Sidney Himmel über die enormen Möglichkeiten, die Kaliumsulfat für die Düngemittelindustrie im Allgemeinen und IC Potash im Speziellen bietet.
Rohstoff-Spiegel: Sidney, IC Potash entstand aus einer Fusion von Trigon Uranium und Intercontinental Potash Corp. Was führte zu diesem Zusammenschluss?
Sidney Himmel: Trigon Uranium erwarb alle Aktien der Intercontinental Potash. Dabei war es zunächst so, dass das Management von Trigon Uranium entschied, sich an Intercontinental Potash zu beteiligen. Trigon generierte 2 Mio. USD über die Börse, 5 Mio. weitere USD kamen von kanadischen Institutionellen, sodass man einen 37%igen Anteil an Intercontinental Potash erwerben konnte. Die restlichen 63% wurden letztendlich in 2009 mittels Trigon Uranium Aktien übernommen.
Rohstoff-Spiegel: Warum favorisieren Sie gerade Pottasche?
Sidney Himmel: Auf lange Sicht wird sich die Nachfrage nach Agrar-Produkten immer schneller und immer mehr steigern. Der Markt für Pottasche ist sehr groß, teilt sich jedoch in einen großen Bereich, qualitativ minderwertiger Pottasche und in einen kleineren Part von hochwertiger Pottasche auf. Es existieren also zwei völlig unterschiedliche Typen von Pottasche. Die Standard-Pottasche, auch bekannt unter dem Namen Kaliumchlorid, ist ein Chlorid-Mineral, das auf viele Agrar-Rohstoffe eine toxische Wirkung hat. Der zweite Pottasche-Typ nennt sich Kaliumsulfat. Kaliumsulfat besitzt im Vergleich zu Kaliumchlorid einen weitaus geringeren Salzgehalt und wird daher dem Kaliumchlorid auf salzigen Böden vorgezogen. Wichtig für uns ist die Tatsache, dass Kaliumsulfat einen bis zu 50% höheren Marktpreis besitzt als Kaliumchlorid.
Kurzfristig gesehen stellt man fest, dass der Pottasche-Markt der letzte war, der wegen der Finanzkrise ins Strudeln geriet. Er wird auch wieder der letzte sein, der sich von den letztjährigen Tiefs erholen wird. Dies ist bisher noch nicht geschehen, wird sich aber in Kürze einstellen. Der Pottasche-Markt ist im Allgemeinen viel statischer als etwa die Märkte für Kupfer oder Nickel. Wenn man sich jedoch die steigende Nachfrage in Ländern wie Brasilien, China oder Indien ansieht, dann wird man schnell zu dem Schluss kommen, dass der Pottasche-Markt genau der Ort ist, an dem man investiert sein sollte.
Rohstoff-Spiegel: Viele Investoren kennen Pottasche nur aus Kanada. Sie arbeiten aber im Südosten von New Mexiko. Was ist das Besondere an dieser Region?
Sidney Himmel: New Mexiko war die erste Region, in der in Nordamerika Pottasche abgebaut wurde. Die ursprünglichen Pottasche-Minen New Mexikos wurden dabei in den 1920er und 1930er Jahren etabliert. Insgesamt gab und gibt es 8 verschiedene Orte, an denen Pottasche gewonnen wurde und wird, wobei zwei davon von großen Pottasche-Unternehmen betrieben werden: Mosaic und Intrepid. Beide produzieren jedoch Kaliumchlorid, es scheint so, als ob wir das einzige Kaliumsulfat-Projekt in dieser Region besitzen. Wir befinden uns also im Südosten New Mexikos, in einem wüstenähnlichen Gebiet, in dem es keine indianischen Einflüsse gibt. Alle 200.000 Menschen, die in dieser Region leben, arbeiten direkt oder indirekt im Rohstoff-Sektor, sind also stark von eben diesem abhängig.
Wie bereits erwähnt, sind dort zwei große Pottasche-Produzenten mit dem Abbau von Pottasche beschäftigt. Die beiden Minen von Mosaic und Intrepid produzieren dabei jeweils etwa 1 Mio. Tonnen Kaliumchlorid jährlich. Wir befinden uns also quasi in „Potash-Country“. Unser Projekt liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesen beiden Minen, wobei wir kostengünstiger produzieren können, gleichzeitig aber das hochwertigere und teurere Produkt haben. Die Infrastruktur ist exzellent, benötigte, gut ausgebildete Fachkräfte sind vorhanden.
Rohstoff-Spiegel: Ihr Hauptprojekt ist das Ochoa Pottasche-Projekt. Bitte geben Sie einen kurzen Überblick über dieses Projekt und die wichtigsten Fakten aus dem vorliegenden Projektbericht.
Sidney Himmel: Das Mineral, das wir dort haben, nennt sich Polyhalit. Dieses beinhaltet Kaliumsulfat, Magnesium-Sulfat und Gips.
Wir werden dieses Mineral abbauen, es verarbeiten und das Kaliumsulfat extrahieren. Dieses kann dann zu texanischen Häfen an der Golfküste transportiert und von dort aus in alle Welt verschifft werden.
Bis jetzt besitzen wir eine Inferred-Ressource von etwa 400 Mio. Tonnen, was einen Abbau für annähernd 100 Jahre garantiert. Es handelt sich dabei um eine, auf dem kanadischen Ressourcenberechnungs-Standard NI43-101 basierende Schätzung. Die Ressource liegt in einer Tiefe von etwa 460 Metern und besitzt exzellente Polyhalit-Grade von 85%. Die Wiedergewinnungsrate liegt bei etwa 90%.
Aktuell sind wir mit Bohrarbeiten beschäftigt, die Bohrung neuer Löcher hat im Dezember begonnen. Wir haben keine umwelttechnischen Probleme und genießen breite Unterstützung der lokalen Gemeinden und Behörden.
Die Cash-Kosten werden pro Tonne bei circa 240 USD liegen. Die Kapitalkosten konnten von 875 auf 650 Mio. USD reduziert werden, da wir einen einfacheren Verarbeitungsprozess haben werden als ursprünglich gedacht. Der Kapitalwert liegt aktuell bei circa 3 Mrd. USD. Die Rückzahlung der Kapitalkosten wird etwa 2,5 Jahre dauern. Wir besitzen also ein Projekt mit äußerst robusten Wirtschaftsdaten.
In 2009 legten wir ein zweiteiliges Bohprogramm auf. In einer ersten Phase werden wir bis Mitte Februar 8 Löcher bohren. Diese 8 Löcher werden gebohrt, um die Dicke unserer Ressource zu bestätigen. Phase 2, die im Februar/März gestartet und bis etwa September andauern wird, wird uns zu einer Measured/Indicated-Ressource führen.
Das bedeutet gleichzeitig, dass wir schon in wenigen Monaten mit der Finanzierung des Projekts beginnen können. Der Abbau von Pottasche ist vergleichbar mit dem von Kohle. Durch einen Schacht wird mittels Baggern und Trucks das Gestein an die Oberfläche gebracht. Das Polyhalit wird dann in einem großflächigen Becken gelöst.
Rohstoff-Spiegel: Welche Vorteile bietet Ihr Kaliumsulfat in Gegensatz zu Kaliumchlorid?
Sidney Himmel: Es gibt eine Reihe hochwertiger Pflanzen, die nicht mit Kaliumchlorid gedüngt werden können. Kaliomchlorid ist ein Chlorid-Mineral, das lediglich für so genannte Reihenpflanzen, also alle Pflanzen, aus denen Brot hergestellt werden kann, und Reis verwendet werden kann. Für nahezu alle anderen Pflanzen liefert Kaliumchlorid ein schlechtes Ergebnis. Das beinhaltet alle Arten von Früchten und Gemüse, viele Kartoffelsorten und Tabak. Die Hersteller dieser Pflanzen benutzen hauptsächlich Kaliumsulfat. Die Webseite www.sopib.com beschreibt all diese Zusammenhänge sehr gut und anschaulich. Dort finden Sie auch alle Pflanzenarten, die unbedingt auf Kaliumsulfat angewiesen sind.
Des Weiteren ist Kaliumsulfat viel weniger salzig als Kaliumchlorid. Wenn man einen ohnehin schon salzigen Boden hat und Kaliumchlorid benutzt, dann benötigt man umso mehr Wasser. Deswegen ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach Kaliumsulfat auch stärker gestiegen als nach Kaliumchlorid. Jährlich werden etwa 40 Mio. Tonnen Kaliumchlorid verkauft, aber nur 5 Mio. Tonnen Kaliumsulfat. Gerade auch deshalb ist der Preis für Kaliumsulfat etwa 50% höher als der für Kaliumchlorid. Wer Kaliumsulfat kauft, der benötigt es auch wirklich.
Es gibt die Möglichkeit, aus Kaliumchlorid Kaliumsulfat herzustellen. Das Ganze nennt sich Mannheim-Prozess, kostet aber 600 USD je Tonne. Man benötigt viel Energie und weitere Zutaten um Kaliumsulfat herzustellen. Wir besitzen pures Kaliumsulfat im Boden und sind deshalb in der Lage, Kaliumsulfat für nur 240 USD pro Tonne zu produzieren.
Rohstoff-Spiegel: Welche weiteren Pläne haben Sie für 2010?
Sidney Himmel: Wir werden sehr beschäftigt sein. Zunächst wären da die Resultate aus der ersten Bohr-Phase, die wohl Ende Februar vorliegen werden. Phase 2, die von April bis September andauern wird, wird diese Ergebnisse abschließen. Gleichzeitig werden wir im Februar/März 2010 mit der Erstellung einer Vor-Machbarkeitsstudie beginnen. Daran werden 5 bis 6 Firmen arbeiten. Weiterhin wollen wir unser Land-Paket vervollständigen. Wir haben zwar schon alle öffentlichen Gebiete zusammen, es fehlen uns aber noch ein paar wenige private. Außerdem werden wir hart daran arbeiten, weitere Genehmigungen hinsichtlich der Förderung zu erhalten. Ab Mitte des Jahres werden wir uns dann um die Finanzierung des Projekts kümmern.
Wir werden also eine ganze Reihe an Resultaten sehen und damit der Firma wieder ein Stück mehr an Wert verleihen. Wir streben den Bau einer Mine für 2011 an, weswegen wir noch in diesem Jahr die Finanzierung abschließen müssen.
Dabei werden wir uns alle Optionen offen halten, es kann also alles passieren. Ochoa ist ein Multi-Milliarden-Projekt. Wenn man ein solches Projekt in Produktion bringen will, dann muss man auch mit den entsprechenden Leuten zusammenarbeiten und verhandeln. Wir werden zunächst alle behördlichen und umwelttechnischen Fragen klären, um zu gewährleisten, dass wir die Mine auch wirklich bauen können. Und gerade das gibt uns die Möglichkeit, eine exzellente Partnerschaft mit einem starken Partner aufzubauen.
Rohstoff-Spiegel: Welches sind die wichtigsten Leute im Management-Team?
Sidney Himmel: Anthony Grey war seit 2002 Chairman von International Ferro Metals Limited. Er war außerdem Gründer von Mega Uranium, der einzigen australischen Firma, die seit dem letzten Uran-Zyklus aus einer großen Mine förderte.
John Greensdale ist President und CEO von Baja Mining, das in Mexiko die 1 Milliarde USD teure Boleo Mine baut.
Pierre Pettigrew weist eine lange und angesehene Karriere sowohl im privaten, als auch im öffentlichen Sektor auf. Er leitete eine Reihe von Ressorts als Minister in erfolgreichen kanadischen Regierungen. Er hilft uns bei Gesprächen mit internationalen Regierungs-Gruppen.
Ernest Angelo Jr. ist ein sehr angesehener Ingenieur. Als unabhängiger Mineralöl-Ingenieur ist er seit 1964 in die Bewertung, die Entwicklung und den Betrieb von Bohrprojekten und den Betrieb von Produktionsanlagen involviert gewesen. Angelo begleitete seit 1972 vier Amtszeiten als gewählter Bürgermeister von Midland, Texas.
Randy Foote ist verantwortlich für alle Explorations- und Entwicklungs-Programme und die Planung aller Förder-Arbeiten. Er weist 27 Jahre Erfahrung in der US-amerikanischen Pottasche-Industrie auf und war unmittelbar vor seinem Engagement bei IC Potash für Minen-Arbeiten in einer ganzen Reihe von Minen in Süd-Ost New Mexiko verantwortlich.
Rohstoff-Spiegel: Warum sollte man gerade jetzt in IC Potash investiert sein?
Sidney Himmel: Die IC Potash-Aktie ist momentan äußerst niedrig bewertet. Ich bin mir sicher, dass der Aktienkurs mit der Hilfe einiger guter Nachrichten im Februar und März auf ein faires Niveau steigen wird.
Der Preis für Pottasche-Produkte wird zusammen mit der Nachfrage in China und anderen Schwellenländern kontinuierlich ansteigen. Der Preis für Kaliumsulfat hat einen Boden gebildet und wird ansteigen, sobald auch die Nachfrage der BRIC- und anderer Staaten mit der wirtschaftlichen Erholung anziehen wird. Der Pottasche-Markt folgt dabei den etablierten Metall- und Agrarmärkten immer in einem Abstand von ein paar Monaten. Dies ist seit Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise noch nicht eingetreten, steht uns also noch bevor.
© Rohstoff-Spiegel
www.rohstoff-spiegel.de
Das Interview führte Tim Roedel am 18. Januar 2010.