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Deutschland: Milchpreise steigen, Teuerung bleibt moderat

30.07.2007  |  Matthias Rubisch

Eine Nachricht sorgt heute für Aufsehen: die Milchpreise sollen um bis zu 50% steigen. Nach Jahren stagnierender Preise ist dies etwas Neues. Die Teuerungsrate wird deshalb aber nur geringfügig zulegen.

Seit einigen Monaten gibt es immer wieder Berichte über steigende Milchpreise in Deutschland. Heute wird die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP) in den Medien zitiert. Sie erwartet ab August eine Verteuerung von Milch und Milchprodukten um bis zu 50%. So wurden in den letzten Monaten langfristige Lieferverträge der Milchwirtschaft neu verhandelt. Hierbei konnten die Erzeuger nach Jahren stagnierender Preise erhebliche Erhöhungen durchsetzten, die nun an den Endverbraucher weitergegeben werden.

Die wesentliche Ursache hierfür ist eine stärkere Nachfrage auf dem Weltmarkt. Die Milchseen und Butterberge, die innerhalb der EU über Jahre angehäuft wurden, sind inzwischen verschwunden. Höhere Futterpreise in Folge einer schlechten Ernte im letzten Jahr haben zudem die Kosten steigen lassen. Die deutschen Milchbauern haben deshalb zuletzt ihre Milchquote nicht komplett ausgeschöpft. Vor diesem Hintergrund dürften Milchprodukte für die Verbraucher in Kürze teurer werden und zunächst auch bleiben. Steigerungen um 50% dürften aber die Ausnahme bleiben. Uns erscheint eine durchschnittliche Preiserhöhung um 10% realistisch. Der höhere Preis dürfte mittelfristig zu einer steigenden Produktion führen, was den Preisanstieg begrenzen wird.

Was bedeutet dies für die Teuerungsrate in Deutschland? Molkereiprodukte haben einen Anteil von etwa 1¼% am Warenkorb. Eine durchschnittliche Anhebung der Preise um 10% würde die Teuerungsrate also um gut 0,1 Prozentpunkte erhöhen. Dadurch ändert sich das Gesamtbild also kaum. Der wichtigste Bestimmungsfaktor für die Preisentwicklung sind die Lohnkosten. Die zuletzt etwas höheren Tarifabschlüsse dürften die Lohnstückkosten in diesem Jahr aber nur geringfügig steigen lassen. Trotz Mehrwertsteuererhöhung dürfte die Teuerungsrate deshalb in diesem Jahr nur 1,8% betragen. Für 2008 erwarten wir einen Rückgang auf 1,3%.

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© Matthias Rubisch
Economic & Commodity Research

Quelle: Commerzbank AG





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