Zinnpreis spiegelt Basismetallsektor wider
06.10.2009 | Thorsten Proettel (LBBW)
Kleiner Markt aber wichtiger Rohstoff
Im Vergleich zu den anderen Basismetallen erscheint der Zinn-Markt aufgrund seines geringen Volumens relativ unbedeutend. Die jährliche Verbrauchsmenge wird vom Branchenverband iTRi auf zuletzt rund 350.000 Tonnen geschätzt. Dennoch ist Zinn keineswegs verzichtbar, sondern spielt eine Schlüsselrolle vor allem in der Elektroindustrie. Zusammen mit anderen Metallen wird Zinn hauptsächlich zum Löten bei der Verarbeitung von Leiterplatinen verwendet. In der konjunkturellen Aufschwungphase der vergangenen Jahre führte dies zu einem entsprechenden Mehrbedarf und die Herstellung von Lötzinn macht rund die Hälfte der gesamten Zinn-Nachfrage aus. Eine weitere wichtige Anwendung ist die Herstellung von Weißblech beispielsweise für Konservendosen. Mit nur 2% an der Gesamtnachfrage nimmt die Glasindustrie zwar nur eine untergeordnete Rolle ein. Umgekehrt sind aber rund 95% der Flachglasherstellung nur mit Zinn als Hilfsmittel möglich.
Viele Zinnvorkommen nicht wirtschaftlich nutzbar
Der Preis für eine Tonne Zinn fiel im vergangenen Jahr an der London Metal Exchange vom Allzeithoch bei rund 25.000 US-Dollar bis auf etwa 10.000 USDollar im Dezember. Prozentual entspricht die Bewegung seit Sommer 2008 ziemlich genau dem Verlauf des LME-Index, womit sich der Zinnpreis nahezu perfekt in die Entwicklung der anderen Basismetalle einfügt. Von 2006 bis zum Hoch im Frühjahr 2008 stieg der Zinnpreis allerdings um rund 280%, während der LME-Index um "nur" 80% zulegte. Hierin kommt unter anderem die wichtige Bedeutung für die Elektrotechnik zum Ausdruck. Gefördert wird Zinn hauptsächlich in China, Indonesien, Malaysia und in Peru. Das Metall kommt größtenteils als Ablagerung beispielsweise auf dem Grund von Flüssen und Seen vor, wobei die Konzentration so gering ist, dass fast die Hälfte der bekannten Zinnlagerstätten derzeit nicht wirtschaftlich genutzt werden kann.
Lagerbestände auf Mehrjahreshoch
Im Zuge eines wirtschaftlichen Aufschwungs ist eine Zunahme des Zinnbedarfs wahrscheinlich. Hierfür spricht der hohe Anteil, den die konjunktursensible Elektrotechnik an der Nachfrage ausmacht. Ob der Zinnpreis hiervon auf Sicht der nächsten Monate profitieren könnte, ist allerdings ungewiss. Nach einem Anstieg von rund 50% im laufenden Jahr befinden sich die Notierungen mittlerweile schon auf dem Vorkrisenniveau des Jahres 2007. Zudem befinden sich die Lagerbestände an der LME mit mehr als 23.000 Tonnen derzeit auf einem Mehrjahreshoch.
Übersicht: Lagerbestände Energie & Metalle
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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