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COT-Daten: Was uns die Positionierung der Non-Commercials WIRKLICH sagt und was NICHT!

19.06.2009  |  Mike C. Kock (Artex Swiss)

Der COT Report ist eine der wichtigsten Analyseinstrumente für den Trader als auch für viele Analysten. Leider besteht gerade bei der letzten Gruppe nur ein gefährliches Halbwissen, was dann in konkrete Fehlinterpretationen und den damit verbundenen Empfehlungen mündet. Wer selber aktiv im Handel tätig ist oder war - bemerkt diese Fehler sehr leicht, doch gerade für den Einsteiger ist dies fast unmöglich.

Alle Marktteilnehmer an den US-Terminbörsen werden von der CFTC nach feststehenden Regeln eingeteilt, funktional und firmenspezifisch differenziert. Sie lassen sich dabei wie folgt beschreiben:


1. Non Commercial Traders = Institutionelle Spekulanten – “Nichtgewerbliche“

Diese Gruppe besteht aus Händlern, die versuchen, Spekulationsgewinne zu erzielen. Bei dieser Gruppe handelt es sich in aller Regel um große Fonds“, “Clearing Houses“, große CTA´s oder ausländische Broker.


Merke:

Es sind größtenteils Trendfolger und nur auf Spekulationsgewinne aus!


2. Commercial Traders - “Gewerbliche“

In den Rohstoffmärkten sind die “Commercials“ entweder die Produzenten oder Verarbeiter des entsprechenden Gutes. Sie nutzen hier die Futures-Märkte, um ihre zukünftigen Einkünfte festzuschreiben oder mögliche Kostenrisiken auf Spekulanten abzuwälzen.


Merke:

Zu fast 90% reines Absicherungsgeschäft an den Börsen, der Gewinn wird nicht dort erarbeitet und die Kosten für diese Art der Versicherungen werden auf die Verbraucher – also auf uns - umgelegt!


3. Small Traders - das sind wir! - “Nicht angezeigte Positionen”

Da unsere Positionen nicht die Berichtsgrenzen überschreiten - kurz wir sind nicht beachtenswert mit unseren Positionen. Deswegen heißt es: „nonreportable positions“.


Merke:

Die meisten Privaten verwenden maximal die Technische Analyse als Entscheidungsinstrument und über 90% davon sind Verlierer.


Ich möchte heute auf die Non Commercials Trader genauer eingehen. Es gibt hierbei zwei große Anlagestrategien, mit welchen versucht wird, Gewinne aus den Märkten zu ziehen. Einmal sind dass die “Global Marco Funds und es sind die von CTA´s verwalteten Funds. Die erste Gruppe versucht mit makroökonomischen Analysen, auf zukünftige Trends zu setzen. Soros ist ein typischer Vertreter dieser Gruppe. Die CTA´s dagegen verwenden mathematische Algorithmen zur Erfassung und Analyse von Preistrends.

Wenn ich also behaupte, dass diese Gruppe größtenteils Trendfolger sind, dann sollte es auch beweisbar sein. Ich verwende dafür folgenden Kaffee - Wochen Chart. Er enthält die reinen Nettopositionen der Non Commercials und ein Trendfolgeansatz, den viele von Ihnen sicher als die Turte Methoden wieder erkennen. Kurz trotzdem noch einmal zu Erklärung. Ich steige dann in eine Longposition, wenn ich ein neues Hoch - zum Beispiel der letzten 20 Woche erreicht habe. Unten finden Sie in Form der blauen Balken, die Netto-Long-Position der Fonds und die roten Balken sind die Shortposition. Fangen wir an!

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COT-Daten: Was uns die Positionierung der Non-Commercials WIRKLICH sagt und was NICHT!Die erste große grüne Kerze erreicht ein neues Hoch, gleichzeitig steigen die Positionen der Fonds für die nächsten zwei Wochen. Da kein Trend entsteht, werden die Positionen wieder ausgestoppt - oft mit Verlust. Der zweite Ausbruch ist erfolgreicher - fünf Wochen in Folge, kann der Kaffee steigen und mit ihm, die neuen Positionen der Fonds. In der Korrekturphase kommt es wieder zu Gewinnmitnahmen. Auch das dritte Signal ist erfolgreich! Doch dann fängt der Markt an zu drehen und die Trendfolger werden aus ihren Positionen ausgestoppt. Was noch eine wichtige Information ist - jeder Fondsmanager hat seine bevorzugten Zeitfenster - 30 Tage - 60 Tage - 150 oder 250 Tage Ausbrüche werden in diesem Bereich gehandelt. Oft kombiniert man verschiedene Zeitfenster miteinander.






Dies Strategie funktioniert natürlich auch im Abwärtstrend, wie der folgende Chart es zeigt.

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Achten Sie einfach auf die neuen Lows und wie parallel dazu die Shortkontrakte der Fonds ansteigen. Interessant ist aber zu beobachten, das bei kleinsten Erholungen die Position komplett gedreht werden können. Dies ist dann oft ein Zeichen, dass die Marco Funds in den Markt einsteigen wollen. Wir sehen also sehr gut, das typische Trendverhalten der Fonds - der Non Commercials. Es gibt eine wichtige Börsenweisheit: “Trendfolger sind die Letzten - die in einem Trend einsteigen und die Letzten die aussteigen.“

Die Trefferquote liegt hier bei knapp 30 Prozent. Dafür ist aber das Win/Loss-Ration oft größer 5! Das sich dies für die Fonds lohnt, zeigt die folgende Grafik. Hier sind zwei verschiedene Trendfolgeansätze mit einander kombiniert. Ich denke mal - ein Jahr im minus - damit kann jeder leben.

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Komme wir nun zu einer typischen Fehlinterpretation der Positionen bei den Non Commercials. Folgendes Zitat fand ich:

“Non-Commercials als Indikator einer Umkehr des Abwärtstrends

Auch das Verhalten der Non-Commercials kann in bestimmten Szenarien ein guter Indikator für eine Trendwende sein. Und zwar dann, wenn die Non-Commercials eine sehr starke Netto-Short-Position halten.

Wieso?

Nun, was wir mit absoluter Sicherheit von den Non-Commercials wissen ist, dass diese Gruppe nichts mit der physischen An- oder Auslieferung eines Rohstoffs zu tun hat. Wenn also Non-Commercials eine spekulative Short-Position halten, dann bedeutet das, dass diese auch irgendwann wieder zurückgekauft werden muss.

Und nun stellen Sie sich vor, die Non-Commercials halten eine extrem starke Short-Position und der Verfallstermin des Futures nähert sich - um nicht in den nächsten Monat rollen zu müssen (denn mit physischer Auslieferung haben die Spekulanten schließlich nichts am Hut), was zusätzliche Kosten verursacht, werden nun viele Kaufaufträge aufs Mal gestellt. Da die Kauforders nun die Verkaufsorders überwiegen, steigt der Preis des Rohstoffs wieder. Dies kann schließlich der entscheidende Funke sein, der den Abwärtstrend in einen neuen Aufwärtstrend umkehrt. Wobei ein solcher neuer Aufwärtstrend dann schließlich wieder selbst zu einem eigenen Indikator für die Fortführung des Aufwärtstrends wird.

Interessant, nicht?!...“

Ja - das ist interessant - weil nämlich falsch!

Eine starke Netto – short-Position bedeutet nur, dass die Fonds voll im Trend positioniert sind. Nicht mehr! Da sie dem Trend folgen, bleiben sie solange in diesem, bis sie ausgestoppt werden. Wer selber schon einmal langfristige Trends handelte, weiß dass das Rollen von einem Kontraktmonat in den nächsten eine wichtige Tätigkeit darstellt, um in dem Trend zu bleiben. Durch dieses Rollen, wird aber KEINE physische Auslieferung der Ware erreicht.






Es gibt zwei wichtige Daten - der Last Trading Day - was den letzten Handelstag darstellt und den First Notice Day. Alle Trendfolger versuchen vor diesen beiden Tagen in den neuen Kontrakt zu rollen. Dabei ist es wichtig, den Anstieg des Open Interest zu beobachten. Als Faustregel gilt hier, den Kontrakt mit dem höchsten Open Interest zu wählen. Sehen wir uns dies an einem aktuelle Beispiel in den Sojabohnen an. Der Frontmonat ist der Juli - Kontrakt. Wir haben einen starken Aufwärtstrend! Wollen wir nun diesen Trend weiter handeln, dann rollen wir in den nächsten Kontrakt mit dem höchsten Open Interest. Dies ist hier der November - Kontrakt. Gleichzeit sehen wir auch das zweit höchste gehandelte Tagesvolumen.

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Es ist also grundsätzlich falsch, das bei extremen Shortpositionen die Fonds das Rollen vermeiden, um nicht gehandelte Ware - Sojabohnen oder so - aufkaufen zu müssen. Sie rollen einfach in den nächsten Kontrakt. Dies kostet auch nur minimale Gebühren und stellt somit keine große Belastung dar!

Anders sieht es aus, wenn die Fonds in einem bestimmten Betrachtungszeitraum extreme Positionen aufgebaut haben. Optimal sind aber in diesem Fall, wenn die Fonds ihre Position nahe Null haben - dies ist dann ein sehr schöner Extremwert! Zwei Silbercharts sollen dies verdeutlichen. Zuerst sehen wir uns an, wenn die Fonds im 5-Jahres-Zeitraum massive Longpositionen halten. Der Theorie nach müssten die Märkte fallen.

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Sie tun es aber halt nicht immer - die grünen Harken zeigen den Erfolg dieser Technik an und die Kreuze dem Misserfolg. Wichtig ist hier zu wissen, dass die Fonds die eigentlichen Trendtreiber sind. Solange sie frisches Kapital haben, wollen und müssen sie es investieren. Nur auf der Longseite - liegen sie halt nicht immer richtig. Betrachten wir daher die entgegengesetzte Seite, dann wenn die Fonds kaum investiert sind!

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Sie sehen es selber sehr gut – in allen drei Fällen wo die Fonds wieder in den Markt einstiegen, setzte sich der Aufwärtstrend fort. Hier funktioniert dieser Ansatz sehr gut.

Für jede Trendentwicklung ist es wichtig, dass die Fonds in diesem Markt einsteigen und immer mehr weiteres Kapital dort investieren. Die andere Seite der Medaille ist aber die - in einem Abwärtstrend funktioniert es nicht immer – wie folgender Chart es zeigt! Es ist der Weizen von der CBOT - eingestiegen wären wir im Februar 1997 und fünf Jahre später im September 2002 kam das Exit. Es ist wirklich ein sauberer Abwärtstrend!

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Trotz des Trendfolgeansatz der Fonds, haben sie es nicht geschafft, diese Abwärtsbewegung voll mitzunehmen. Die Non Commercials haben viele Tradingansätze und oft heben diese sich an den Märkten gegenseitig auf.

Fassen wir zusammen: Die Gruppe der Non Commercials sind kein sicher Anhaltspunkt für einen Trendwechsel. Sie signalisieren aber die Stabilität eines neuen Trends und was noch wichtiger ist, sie sind die Trendtreiber der Märkte! Aber um die Trendwenden in den Märkten anzuzeigen, sind sie nicht geeignet!

Ich verwende persönlich ausschließlich die Positionen der Commercials, die Gruppe also, welche die Börse ausschließlich für sich als Versicherung verwenden.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an den Börsen!


© Mike C. Kock
www.Mike-Kock.de