Deutsche sind Weltmeister im Horten von Gold
22.05.2009 | Thorsten Proettel
Bekanntlich schmücken sich die Deutschen gerne mit Weltmeistertiteln. Auch wenn beim Fußball immer wieder längere Phasen durchlitten werden müssen, wo dies nicht möglich ist, so waren uns zumindest in der Vergangenheit die Titel Exportweltmeister und Reiseweltmeister sicher. Die Finanz- und Wirtschaftskrise katapultiert die Bundesbürger nun in einer weiteren Kategorie auf den Spitzenplatz: Wir sind Weltmeister im Horten von Goldbarren und Goldmünzen geworden. In keinem anderen Land wurde im 1. Quartal dieses Jahres die Menge von 59 Tonnen Gold erreicht, die von den Bundesbürgern an Bankschaltern und bei Münzhändlern erworben wurde. Bereits im 4. Quartal 2008 führte Deutschland die Rangliste an, wie aus jüngst veröffentlichten Daten des World Gold Councils hervorgeht. Berichten zufolge sind aktuell hauptsächlich Inflationsängste der Grund für den Ansturm auf das gelbe Edelmetall.
In einer Zeit, in der sich die Staaten hemmungslos verschulden und die Notenbanken scheinbar ungebremst neues Geld drucken, wächst die Furcht vieler Anleger vor steigenden Inflationsraten. Gleichzeitig ist die Erfahrung der Geldentwertung nach dem 1. und dem 2. Weltkrieg hierzulande wie in kaum einem anderen Land in das kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, wenn die Suche nach einer Absicherungsmöglichkeit bei uns überdurchschnittlich stark betrieben wird. In Staaten mit einer anderen Inflationstradition wird die aktuelle Lage sehr viel entspannter gesehen. Beispielsweise wurden in Frankreich in den ersten Monaten des Jahres lediglich 1,1 Tonnen Gold in Form von Münzen und Barren umgesetzt. Im gesamten Nahen Osten hatten die Käufe mit 4,1 Tonnen ebenfalls einen überschaubaren Umfang. Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind auf absehbare Zeit auch mehr die steigenden Arbeitslosenzahlen und nicht so sehr die Inflationsraten das drängende Problem. Da sich Gold hervorragend zur Vermögensdiversifikation eignet und langfristig gute Perspektiven aufweist, müssen die Käufe der Deutschen jedoch kein Fehler gewesen sein.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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