Drastischer Rückgang der US-Baumwollverarbeitung
02.02.2009 | Manfred Wolter
Volatilität der Agrarmärkte zuletzt rückläufig
In der abgelaufenen Handelswoche setzte sich die Beruhigung an den Märkten für Agrar- und Soft Futures weiter fort. Lediglich die Kakaonotierungen in New York zeigten mit einem Plus von 4,1% deutlich Flagge. Die weiteren Ergebnisse lagen mit Werten zwischen -0,3% (Zucker) und -2,9% (Mais) knapp behauptet im Mittelfeld aller beobachteten Rohstoffe. Während seit dem Tiefschlag Mitte Januar nur die Futures für Weizen, Mais und Sojabohnen in Wartestellung verharrten, hat die Lethargie nun auch Baumwolle, Kaffee und Zucker erfasst. Die Marktteilnehmer befinden sich derzeit offenbar auf der Suche nach neuen Impulsen.
Drastischer Rückgang der US-Baumwollverarbeitung
Das “U.S. Census Bureau“ hat nach stark rückläufigen Schätzungen zur Entwicklung der globalen Anbauflächen jetzt mit mindestens ebenso deutlichen Zahlen für die späteren Verarbeitungsstufen nachgelegt: Der Konsum in- und ausländischer Baumwolle durch US Firmen schrumpfte im Dezember 2008 gegenüber dem Dezember 2007 um über ein Drittel auf knapp 234.000 Ballen (à 218kg). Damit hat sich die Talfahrt nochmals deutlich beschleunigt, denn im November 2008 lag der Konsum noch bei gut 285.000 Ballen.
Die Bestände in öffentlichen Lagern haben sich im Dezember 2008 zwar ebenfalls deutlich von 16,1 Mio. Ballen im Vorjahresmonat auf nunmehr 13,5 Mio. Ballen reduziert, gegenüber November 2008 fand dagegen ein leichter Lageraufbau statt (12,1 Mio. Ballen). Üblicherweise wird den Baumwollpreisen eine erhöhte Sensibilität gegenüber konjunkturellen Trends nachgesagt. Damit wären in Anbetracht der globalen Rezessionstendenzen sowohl Kursrückgänge als auch reduzierte Anbauflächen und Verarbeitung erklärbar. Die Dynamik des eingeschlagenen Pfads könnte jedoch dafür sorgen, dass sich noch im Verlauf von 2009 Angebotsengpässe entwickeln, wenn die Hilfsprogramme in historisch einmaligen Dimensionen auch nur teilweise für eine Stabilisierung der Nachfrageseite sorgen.
Zucker Nachfrageüberhang soll Preise stützen
Nach einer internationalen Reuters Umfrage erwarten Analysten für Zucker im Erntejahr 2009/2010 ein globales Produktionsdefizit von im Mittel 5 Mio. Tonnen (3 Mio. Tonnen für 2008/2009). Für die Preisentwicklung fällt der Konsens entsprechend bullish aus: Bis Ende 2009 werden Futureskurse von etwa 14 USc/lb erwartet, obwohl aus Brasilien bei relativ abnehmender Attraktivität von Ethanol eher zusätzliches Zuckerangebot auf den Markt kommen sollte.
© Manfred Wolter
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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